An den Feiertagen und an allen Wochentagen sind Park und Gastronomie geöffnet

von Norbert Jorek

Bis in die 1970er Jahre war der Naturschutz fast ausschließlich konservierend ausgerichtet, um Naturgebiete vor weiteren Eingriffen zu schützen. Für die Schaffung neuer Lebensräume fehlte zu der Zeit das Verständnis.

Der Autor hat das damals mit Filmen, Schriften und Vorträgen für die Idee des gestaltenden Naturschutzes geworben. Mit dieser Veröffentlichung wurde erstmals an einem konkreten Beispiel gezeigt, wie sich solche neuen Biotope entwickeln lassen.

Biotopentwicklungsplan am Beispiel der Rieselfelder der Stadt Münster

Rieselfelder Münster, ca. 1974

Redaktionelle Anmerkung

Das Original dieser Dokumentation ist 1977 in der Zeitschrift Angewandte Ornithologie, Organ der Internationalen Union für Angewandte Ornithologie in Band 5, Nr. 2 erschienen.

Die ursprünglich gedruckte Version wurde eingescannt und mit OCR-Technik zu digitalem Text umgewandelt. Der wurde geringfügig an die aktuelle Rechtschreibung angepasst und in das webtaugliche HTML-Format umgewandelt. Die Hinweise auf die Seitenzahlen wurde entfernt, weil deren Position vom flexiblen Ausgabeformat abhängt. Stattdessen wurden auf die beiden oberen Gliederungsebenen Sprunglinks hinterlegt.

Die Bildqualität entspricht der Wiedergabe der damals üblichen Drucktechnik.

Erläuterungen

Limikolen sind Watvögel

Biotop wird unverändert als Begriff für einen Lebensraum genutzt, der für Tiere und Pflanzen ähnliche Rahmenbedingungen bietet.

Monotop beschrieb die Lebensraum-Eigenschaften, die für eine einzelne Tier- oder Pflanzenart entscheidend sind. Heute unüblich geworden, meist wird dafür der Begriff "Habitat" genutzt.

Habitat war ursprünglich der Lebensraum des konkreten Individuums und stammt aus den Erstbeschreibungen von Linné (Habitat in…). Wird inzwischen inflationär für alles gebraucht.

1. Einleitung

Da man die Bemühungen des Naturschutzes, ökologische Vorstellungen in die land-, forst- und wasserwirtschaftliche Nutzung der Landschaft zu integrieren, als weitgehend gescheitert ansehen kann, stellt sich verstärkt die Frage nach der künftigen Funktion der wenigen vorhandenen Reservate.

Die in der Vergangenheit dominierende Auffassung, dass Naturschutzgebiete mit »unberührter Natur« gleichzusetzen seien, hat viele Schutzgebiete in einen Zustand gebracht, der dem ursprünglichen Unterschutzstellungsgrund in keiner Weise gerecht wird, da z. B. die natürliche Vegetationsentwicklung die Landschaft inzwischen völlig verändert hat.

Auch die meist geringe Flächenausdehnung der Schutzgebiete führt zu einer starken Beeinflussung durch Außenfaktoren (Einschwemmung von Kunstdüngern, Beunruhigung durch Besucherverkehr etc.), was ebenfalls korrigierende Eingriffe erfordert.

Alle diese Maßnahmen, die das Schutzgebiet auf eine bestimmte Funktion hin optimieren sollen, setzen jedoch eine Planung voraus, in die Fachbeiträge verschiedener naturwissenschaftlicher Disziplinen einfließen müssen.

Im Folgenden wird versucht, eine Diskussionsgrundlage für die Erstellung solcher Planungen zu geben. Das Beispiel der Rieselfelder der Stadt Münster erscheint für ein solches Vorhaben besonders gut geeignet, da eine Vielzahl konkurrierender Nutzungen Anforderungen an das künftige Reservat stellt.

Die Situation wird sicherlich nicht immer so komplex sein, doch halte ich es angesichts der oft an Traumtänzerei erinnernden Vorstellungen mancher Naturschützer für wichtig, das gesamte Spektrum der auftretenden Probleme kurz vorzustellen und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Da es sich, wie gesagt, um eine Diskussionsgrundlage handelt, bin ich für Anregungen jederzeit dankbar.

Besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. H. Bruns, der für den Beitrag den erforderlichen Druckraum zur Verfügung stellte.

2. Inhalt und Ablauf der Biotopentwicklungsplanung

Aufgabe des Biotopentwicklungsplanes ist, die künftige Funktion des Reservates unter Berücksichtigung überregionaler Schutzprogramme zu begründen (Festlegung der Entwicklungsziele) und die zur Erreichung dieses Zieles erforderlichen Maßnahmen darzustellen.

Wegen dieser Orientierung an einem überregionalen Konzept sei zunächst eine Einordnung des Biotopentwicklungsplanes in die Planungshierarchie vorgenommen, die in jüngster Zeit verstärkt diskutiert wurde (Beirat für Naturschutz und Landschaftspflege, 1976; Mrass u. Zvolsky, 1977).

Bereits auf internationaler Ebene muss ein Konzept entwickelt werden, das regionale und funktionelle Schwerpunkte setzt. In den USA gibt es so bereits seit Ende der 50er Jahre ein »wetland aquisition program«, das die Schaffung eines dichten Netzes von Feuchtgebieten vorsieht. Für die Zugstraßen Eurasiens und Afrikas wurde erst 1972 mit der Schaffung der Ramsar-Konvention ein vergleichbarer Schritt getan, wenngleich die darin gesetzten Maßstäbe unbefriedigend bleiben. Auf Bundesebene existiert ein dem Raumordnungsprogramm der Bundesregierung analoges Naturschutzkonzept nicht. Ein solches Bundesnaturschutzprogramm müsste regionale Schwerpunkte setzen, denn die Bedeutung der einzelnen Bundesländer für den Naturschutz ist unterschiedlich groß. Schleswig-Holstein beispielsweise wäre aufgrund seiner zentralen Lage an den Küsten mehr in die Verantwortung zu nehmen als beispielsweise das Saarland.

Neben der Vorschlagsliste der Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung wurde bislang lediglich eine Untersuchung vorgelegt, die die möglichen Standorte der Nationalparke beschreibt (Henke, 1976) - ohne realistische Hoffnung jedoch, dass das dort diskutierte Konzept bald verwirklicht wird.

Ein bundesweites Schutzkonzept für gefährdete Arten gibt es mit wenigen Ausnahmen (z. B. Wanderfalke, Seeadler) nicht. Ein Gesamtprogramm für den Artenschutz wurde erst mit der Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes für die Länder verbindlich (Erz in Olschowy, 1977), dürfte aber noch Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte für seine Konzeption benötigen, von der Realisierung ganz zu schweigen.

Ergänzt werden sollen diese landesweit zu erstellenden Artenschutzprogramme durch spezifische regionale Teile, die in die Landschaftsrahmenpläne bzw. Regionalpläne einfließen sollen. Ein solcher regionaler und funktioneller Teil eines Artenschutzprogrammes wurde für den Landesteil Westfalen für Limikolenreservate vorgelegt (Jorek, 1974 a, 1975 a; Bund Natur- und Umweltschutz, 1977; Hollunder, Jorek u. Kipp, 1977).

Die darin vorgesehenen Schutzmaßnahmen müssen in die Landschaftspläne übernommen und jeweils in Objektplänen für einzelne Gebiete näher dargestellt werden. Der folgende Beitrag stellt einen solchen Objektplan dar.

Für die Erstellung dieser Objektpläne gibt es zwei grundsätzlich unterschiedliche Ansätze:

Schutz- und Pflegepläne müssen für bestehende, schützenswerte Biotope aufgestellt werden (Akademie für Raumforschung und Landesplanung, 1970). Sie orientieren sich an dem, was in dem Gebiet bereits vorhanden ist (z. B. seltene Pflanzengesellschaften etc.) und legen ein Schwergewicht auf die Zustandserfassung des Gebietes. Darauf aufbauend werden die erforderlichen Schutzmaßnahmen, wie beispielsweise Nutzungseinschränkungen und Pflegemaßnahmen, dargestellt.

Biotopentwicklungspläne werden für noch nicht existierende Schutzgebiete aufgestellt oder für Gebiete, deren Charakter sich durch Realisierung der erforderlichen Maßnahmen weitgehend ändern wird. Diese Objektplanung setzt, z. B. bei der Neuschaffung von Gewässern, praktisch am Punkte Null ein und ergibt sich aus überregionalen Erfordernissen, wie z. B. der Schließung einer Lücke in einem Netz von Schutzgebieten.

Im Extremfall werden also die wichtigsten Zielsetzungen ohne konkreten räumlichen Bezug definiert und erst anschließend die Realisierbarkeit im Gelände geprüft.

Eine scharfe Grenzziehung zwischen diesen beiden Ansätzen ist nicht möglich. Die bisherige weitgehende Negierung der Versuche, durch Neuschaffung von Biotopen ein geschlossenes Verbreitungsgebiet (wichtig z. B. für Amphibien) (wieder)herzustellen, lässt jedoch die unterschiedlichen Bezeichnungen für die beiden Ansätze berechtigt erscheinen. Vielleicht gewinnen überregionale Konzepte dadurch etwas mehr Aufmerksamkeit.

Die Fachplanung »Naturschutz« wird in der Regel durch Fachbeiträge anderer Disziplinen unterstützt werden müssen. Dies betrifft einmal die biologische Seite. Das heißt, eine Planung, die unter einem ornithologischen Schwerpunkt erfolgt, muss Fachbeiträge von Entomologen, Vegetationskundlern, ggf. Limnologen, Veterinärmedizinern etc. berücksichtigen.

Hinzukommen müssen aber stets auch bodenkundliche, wasserwirtschaftliche, klimatologische sowie andere Fachbereiche, um die Fachplanung des Naturschutzes an dem technisch und ökonomisch Machbaren zu orientieren.

Bezüglich des Planungsablaufes wird empfohlen, allen zu beteiligenden Stellen zunächst einmal schriftlich einen Überblick über das Projekt zu verschaffen. Darauf sollte dann eine Besprechung aufbauen, in der Anregungen, Bedenken etc. vorgebracht und diskutiert werden können. Diese werden dann unter laufender Abstimmung mit den entsprechenden Fachleuten in den Plan eingearbeitet, der in seinem ersten Teil eine Analyse der vorhandenen Situation bringen sollte. Dabei sollten alle vorhandenen Daten, die für die Beurteilung des Gebietes von Bedeutung sind, zusammengetragen werden. Neben geographischen, landschaftsökologischen und biologischen Daten sollte dabei vor allem auch auf konkurrierende Nutzungen hingewiesen werden sowie auf weitere Zwangspunkte, die die durchzuführenden Maßnahmen beeinflussen könnten.

Diese Ist-Analyse soll später u. a. eine Beurteilung der durchgeführten Maßnahmen ermöglichen. Sie kann, wie erwähnt, stark reduziert werden, wenn es zu einer grundsätzlichen Änderung des Lebensraumes kommt (z. B. Neuanlage eines Gewässers, wo ein Vergleich mit der früheren terrestrischen Biozönose im Allgemeinen wenig bringen dürfte). In jedem Falle müssen jedoch alle wichtigen Zwangspunkte für die Planung ermittelt und diskutiert werden. Schwer abgrenzbar von dieser Analyse der Auswirkungen der Zwangspunkte auf die Gestaltungsmaßnahmen ist der nächste Planungsschritt, die Diagnose, d. h. die Bewertung der bisher ermittelten Daten. Insbesondere in Biotopentwicklungsplänen sind hier die Management-Ziele anzugeben, deren allgemeiner Teil sich an überregionalen Bedürfnissen orientiert. Der spezielle Teil gibt Auskunft über die für einzelne Arten anzustrebenden Biotopelemente.

Ausführlicher als normalerweise erforderlich wird im folgenden Beitrag auf die Monotopansprüche der Limikolen eingegangen, um für die dringend erforderlichen Schutzmaßnahmen einige Entscheidungshilfen zu geben.

Die letzte Planungsstufe umfasst die Beschreibung der Maßnahmen, die zur Erreichung des angestrebten Endzustandes durchgeführt werden müssen. Darüber hinaus sollte die groß- und ggf. auch kleinräumige Verteilung der Biotopelemente in Karte und Text dargestellt werden.

In der Fachplanung des Naturschutzes wird dabei in vielen Fällen nur ein Rahmen abzustecken sein, da gerade bei der vorgeschlagenen Durchführung der Maßnahmen z. B. den vegetationskundlichen oder wasserwirtschaftlichen Fachbeiträgen eine große Bedeutung zukommen wird. Diese Stellungnahmen sind ggf. als Anlage beizufügen.

Der folgende Beitrag stellt einen Biotopentwicklungsplan dar, der als Diskussionsbeitrag für den von der Landesanstalt für Ökologie, Landschaftsentwicklung und Forstplanung zu erstellenden Objektplan aufzufassen ist.

3. Analyse des Ist-Zustandes

Eine umfassende Darstellung des gesamten Ökosystems kann an dieser Stelle schon aus Platzgründen nicht gegeben werden. Darüber hinaus fehlen für eine abschließende Beurteilung jedoch auch noch eine Fülle von limnologischen, vegetationskundlichen, klimatologischen und anderen Daten.

Es werden daher hier lediglich die wichtigsten Charakteristika des Gebietes zusammengefasst.

3.1. Historische Entwicklung

Die im Jahre 1897 abgeschlossenen Vorplanungen der Stadt Münster für den Bau einer »Abwasserreinigungsanlage nach dem Verfahren der Landbehandlung« wurden in den Folgejahren durch Ankauf und Enteignung einer 722 ha großen, damals landwirtschaftlich kaum nutzbaren Heidefläche realisiert. Mit einer Berieselung der ersten Teilbereiche wurde im Jahre 1901 begonnen, nachdem die städtischen Entwässerungsanlagen und eine Druckrohrleitung bis zum etwa 6 km nördlich des Stadtzentrums gelegenen Gebiet fertiggestellt worden waren. Während sich die zeitweise überstaute Fläche in den ersten Jahren noch auf ca. 60 ha inzwischen angelegtes Grünland beschränkte, musste, entsprechend dem steigenden Abwasseranfall, bis in die 60er Jahre eine Gesamtfläche von etwa 540 ha teilweise sogar dauernd überstaut werden, womit eine weitere landwirtschaftliche Nutzung nur noch in Teilbereichen möglich war (Stadt Münster, 1974).

3.2. Kurzbeschreibung von Aussehen und Funktion des Gebietes

Das Gebiet liegt auf einer diluvialen Sanderfläche, die sich mehrere Meter hoch über die benachbarten Niederungen von Ems und Aa erhebt und von Süden nach Norden um etwa 2 m abfällt.

Nach einer bodenphysikalischen Untersuchung des Joseph-König-lnstitutes der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe handelt es sich auf allen 12 Probeflächen um reine Sande mit einem relativ hohen Feinsand- und verhältnismäßig geringem Schluff- und Tonanteil. Die Gestalt des Gebietes wird im Wesentlichen durch seine Funktion als Kläranlage determiniert (Abb. 1 und 2). Über einen ca. 7 km langen zentralen Zuleitungskanal (Hauptzuleiter) wird das Wasser auf einem bis zu 1,5 m hohen Damm mit einem Gefälle von 0,75 0/0 durch das gesamte Gebiet geführt (Abb. 3). An zahlreichen Stellen erfolgt mit Hilfe von Schiebern eine Verteilung auf Betonhalbschalen (Nebenzuleiter), die das Wasser zu den 10 bis 50 cm hoch umwallten Rieselfeldparzellen leiten (Abb. 4). Die etwa 400 einzelnen Felder besitzen eine Größe von durchschnittlich 1 ha (minimal 0,06 ha, maximal ca. 3,7 ha (Goethe, 1976)) und weisen in der Regel eine annähernd quadratische Form auf.

Die im Abstand von wenigen Metern mit Drainagesträngen durchzogenen Felder schließen meistens dicht an Vorfluter (Ableiter) an, die das beim Versickern gereinigte Wasser direkt (oder indirekt über die Aa) der Ems zuführen (Abb. 5). In relativ regelmäßigen Abständen wird das Gebiet von Wegen durchzogen, die oft einseitig mit Obstbäumen bestanden sind. Während ein zunehmend kleinerer Teil der Rieselfelder freie Schlick- und Wasserflächen aufweist, sind weite Bereiche von dichter Verlandungsvegetation bedeckt. Landwirtschaftliche Nutzung wird nur in Randbereichen und dann überwiegend als Grünland durchgeführt (Abb. 6).
Abb. 1 : Luftaufnahme der ehemaligen Rieselfelder der Stadt Münster. Nur der hintere Bereich soll als Reservat erhalten bleiben.
Abb. 2: Luftaufnahme eines Teiles der Rieselfelder der Stadt Münster. Die Aufnahme wurde im Frühjahr vor Einsetzen des Vegetationswachstums gemacht. D - Düker (Wasserlauf unterquert die Straße); FWa - Flachwasser; FWi - Feuchtwiese; HZ - Hauptzuleiter; NZ - Nebenzuleiter; S - Straße; St - Senecio tubicaulis; Tl - Typha latifolia; V - Vorfluter; Z - Wasserzuleitung für einzelne Felder.
Abb. 3 : Hochgelegener Hauptzuleiter mit benachbarten Flachwasserzonen.
Abb. 4: Nebenzuleiter aus Betonhalbschalen mit benachbarten Flachwasserzonen.
Abb. 5: Vorfluter (Nebenableiter), der das gereinigte Wasser aus dem Drainagesystem aufnimmt.
Abb. 6: Wasserzuleitung auf eine landwirtschaftlich genutzte Rieselfläche. Zuleiter nicht durch Halbschalen gesichert.
Abb. 9: Bekassine (Gallinago gallinago) bei der Nahrungssuche im ufernahen Schlickbereich.

3.3. Bisherige ökologische Funktion des Gebietes

3.3.1. Rastvogelbestände

Die Anzahl der in einem Gebiet rastenden Vögel wird neben der Zahl der das Gebiet anfliegenden Tiere vor allen Dingen auch durch die Rastdauer bestimmt, die ein - allerdings nur sehr schwer zu bestimmendes - Maß für die Qualität eines Gebietes darstellt. Aus diesem Grunde bilden die Zahlen rastender Individuen lediglich indirekte und daher nicht in allen Fällen stichhaltige Kennwerte für die Attraktivität eines Gebietes, da z. B. klimatische Faktoren hinzukommen können, die die Rastdauer verkürzen.

Als weiteres wichtiges Kennzeichen kann die Ausbildung einer Mauserplatz(tradition?) angesehen werden. In den Rieselfeldern der Stadt Münster konnte nach Angaben der Westfälischen Ornithologen-Gesellschaft (Jorek, 1974 b) für folgende Arten in statistisch abgesichertem Umfang die Nutzung als Mauserplatz nachgewiesen werden:

Art Mauserplatz seit
Kampfläufer1969
Waldwasserläufer1969
Krickente1970
Knäkente1970
Bekassine1971
Uferschnepfe1971
Bruchwasserläufer1971
Löffelente1972
Grünschenkel1973
Diese Funktion des Gebietes ging mit zunehmender Verschlechterung der Lebensbedingungen zurück.

Aufgrund ihrer Biotopstruktur sind die Rieselfelder für Limikolen und Enten von besonderer Bedeutung*).

*) Zusammengestellt nach Harengerd, Pölking, Prünte u. Speckmann (1972), Harengerd, Prünte u. Speckmann (1973), Sammelberichten der Westfälischen Ornithologen-Gesellschaft sowie eigenen Beobachtungen.

3.3.1.1. Limikolenrastbestände

Die Monotopansprüche verschiedener Limikolenarten werden durch die ausgedehnten Flachwasserbereiche hervorragend erfüllt, so dass die Zahl der hier rastenden Individuen die Bestandszahlen aus anderen binnenländischen Rastgebieten z. T. weit übersteigt. Zugphänologie und Status der Limikolen wurden von Harengerd, Prünte und Speckmann (1973) näher dargestellt**).

**) Die folgenden Angaben beziehen sich überwiegend auf diesen Zeitraum, da die ökologischen Bedingungen später wesentlich schlechter wurden.

Insgesamt wurden bislang folgende Limikolenarten im Gebiet nachgewiesen:

  1. Häufige Durchzügler (alljährlich in größerer Zahl anzutreffen): Häufigkeit Pentadendurchschnittswerte) und Zugverlauf sind in Abb. 7 zusammengestellt (aus Jorek, 1977).
  2. Regelmäßige Durchzügler (alljährlich meistens in mehreren Individuen auftretend): Austernfischer, Kiebitzregenpfeifer, Zwergschnepfe, Regenbrachvogel, Pfuhlschnepfe, Knutt, Temminckstrandläufer, Sanderling, Säbelschnäbler.
  3. Unregelmäßige Durchzügler (nicht in jedem Jahr nachgewiesen oder meist nur in Einzelexemplaren): Seeregenpfeifer, Goldregenpfeifer, Steinwälzer, Teichwasserläufer, Graubruststrandläufer (Abb. 20), Odinswassertreter.
  4. Seltene Durchzügler (nur wenige Nachweise vorliegend): Mornellregenpfeifer, Doppelschnepfe, Waldschnepfe, Sumpfläufer (Abb. 16), Thorswassertreter, Wilson-Wassertreter (Abb. 15), Stelzenläufer.

Einen Hinweis auf die Bedeutung des Gebietes in der weiteren Umgebung erhält man durch die Ergebnisse der Internationalen Limikolenzählung, die jeweils an Stichtagen durchgeführt wird und die wichtigsten Gebiete erfasst. Danach stellt der Limikolenbestand in den Rieselfeldern in vielen Fällen einen erheblichen Teil der insgesamt gezählten (nicht: vorhandenen!) Vögel in Nordrhein-Westfalen: Sandregenpfeifer (60%), Bekassine (85%), Dunkelwasserläufer (54%), Waldwasserläufer (35%), Bruchwasserläufer (73%), Alpenstrandläufer (87%), Sichelstrandläufer (60%), Kampfläufer (80%) (nach Klein, 1972; Goethe, 1976).
Ungefähre Häufigkeiten (Pentaden-Durchschnittswerte) verschiedener Watvogelarten in dem Wasservogelreservat Münster. Ergänzt und vereinfacht nach Harengerd, Prünte und Speckmann (1973). Aus Jorek, 1977
Wesentlich für die Beurteilung des Gebietes sind die relativen Häufigkeiten, in denen die einzelnen Limikolenarten auftraten. Die Berechnung dieser Relation erfolgte auf der Basis der von Harengerd, Prünte und Speckmann (1973) publizierten Zählergebnisse, die zwar für den Kiebitz keine vollständigen, vergleichbaren Daten aufweisen, was hier aber auch unberücksichtigt bleiben kann, da diese Art auf dem Zug nicht obligatorisch auf einen wie die Rieselfelder strukturierten Biotop angewiesen ist. Zur Berechnung der Relationen erfolgte Multiplikation von der innerhalb des zehnjährigen Berichtszeitraumes angetroffenen Individuenzahl mit der Anzahl der Tage, an denen ein Nachweis geführt werden konnte.

In diese Berechnungen geht zwar die absolute Zahl der durchziehenden Vögel nicht ein; da lediglich die Frequentierung des Gebietes gemessen werden soll, ist dieser Aspekt jedoch in diesem Zusammenhang ohne Bedeutung. (Die Angabe erfolgt entsprechend in Bekassinen- bzw. Kampfläufereinheiten (-tagen)). (vgl. Lampio, 1974; Harrison, 1974). Die Unterschiede zwischen den einzelnen Arten sind derart deutlich, dass auch Zählfehler oder dgl. den der o. g. Aussage zugrunde liegenden Trend nicht zu ändern vermögen. Erwartungsgemäß überwiegen die primär durch das Binnenland ziehenden Arten, wobei fast 90% der beobachteten Vögel Bekassinen (61,6%) und Kampfläufer (26,85%) sind. Näheres siehe Tab. 1.

Art Anteil %
Bekassine61,6
Kampfläufer26,8
Bruchwasserläufer3,4
Waldwasserläufer2,3
Grünschenkel
Flussuferläufer1,1
Dunkelwasserläufer
Rotschenkel0,6
Alpenstrandläufer0,5
Uferschnepfe0,5
Sandregenpfeifer0,3
Großbrachvogel0,2
Flussregenpfeifer0,2
Zwergstrandläufer0,1
Sichelstrandläufer0,03
Temminckstrandläufer0,008

Tab. 1: Relative Häufigkeit verschiedener Limikolenarten in den Rieselfeldern der Stadt Münster

3.3.1.2. Entenrastbestände

Eine zusammenfassende Darstellung des Entendurchzuges liegt noch nicht vor. Folgende Arten wurden im Gebiet festgestellt:
  • Häufige Durchzügler (alljährlich in größerer Zahl anzutreffen). In Klammern angegeben: Durchschnittliches Maximum/Absolutes Maximum: Stockente (1800/3500), Krickente (600/1000), Knäkente (600/800), Löffelente (100/180).
  • Regelmäßige Durchzügler (alljährlich meistens in mehreren Individuen auftretend): Pfeifente, Schnatterente, Spießente, Tafelente, Reiherente.
  • Unregelmäßige Durchzügler (nicht in jedem Jahr nachgewiesen oder meist nur in Einzelexemplaren: Eiderente, Schellente.
  • Seltene Durchzügler (nur wenige Nachweise vorliegend): Kolbenente, Moorente, Trauerente, Marmelente.

3.3.1.3. Weitere als Rastvögel nachgewiesene Arten

Eine Vielzahl von Vogelarten konnte darüber hinaus rastend im Bereich der Rieselfelder angetroffen werden. In der folgenden Aufstellung fanden nur die Arten Berücksichtigung, die an Feuchtgebiete stärker gebunden sind.
  • Häufige Durchzügler (alljährlich in größerer Zahl anzutreffen). In Klammern angegeben: Durchschnittliches Maximum/Absolutes Maximum: Teichralle (1500/2000), Bleßralle (500/1200), Lachmöwe (1200/1500), Mauersegler (4000/8000), Uferschwalbe (400/1000), Rauchschwalbe (1000/2000), Mehlschwalbe (200/500), Sumpfrohrsänger (300/400), Rohrammer (400/500).
  • II. Regelmäßige Durchzügler (alljährlich meistens in mehreren Individuen auftretend): Zwergtaucher, Graureiher, Kormoran, Weißstorch, Singschwan, Zwergschwan, Saatgans, Graugans, Brandgans, Rohrweihe, Kornweihe, Kranich, Wasserralle, Tüpfelralle, Wachtelkönig, Silbermöwe, Sturmmöwe, Zwergmöwe, Trauerseeschwalbe, Wiesenpieper, Rotkehlpieper, Wasserpieper, Raubwürger, Rohrschwirl, Schilfrohrsänger, Teichrohrsänger, Blaukehlchen, Bartmeise, Nebelkrähe.
  • Unregelmäßige Durchzügler (nicht in jedem Jahr nachgewiesen oder meist nur in Einzelexemplaren): Haubentaucher, Rothalstaucher, Schwarzhalstaucher, Kurzschnabelgans, Bleßgans, Rostgans, Zwergsäger, Gänsesäger, Fischadler, Flussseeschwalbe, Sumpfohreule, Drosselrohrsänger.
  • Seltene Durchzügler (nur wenige Nachweise vorliegend): Ohrentaucher, Seidenreiher, Nachtreiher, Löffler, Schwarzstorch, Sichler, Flamingo, Zwergrohrdommel, Große Rohrdommel, Kanadagans, Weißwangengans, Seeadler, Zwergralle, Kleinralle, Mantelmöwe, Heringsmöwe, Schwarzkopfmöwe, Weißflügelseeschwalbe, Weißbartseeschwalbe, Küstenseeschwalbe, Zwergseeschwalbe, Raubseeschwalbe, Seggenrohrsänger, Beutelmeise.

Der Status einiger Arten (z. B. Kleinralle, Zwergralle etc.) ist wegen der verborgenen Lebensweise nicht genau geklärt.

3.3.2. Brutvogelbestände

Nach der ununterbrochenen Überstauung des Gebietes kam es parallel zur rapiden Ausbreitung der Vegetation und der entsprechenden Verringerung der freien Wasserflächen zu einer starken Zunahme des Brutbestandes insbesondere der Arten, die vegetationsreiche Flachwasserzonen benötigen. Die entsprechenden Entwicklungen wurden für die Löffelentenbestände in Abb. 8 dargestellt, wobei die Wirksamkeit anderer Faktoren (z. B. höhere Produktionsrate und folgende Neuansiedlung von Jungvögeln, Gebietszerstörung an anderen Orten etc.) ausdrücklich nicht ausgeschlossen wird.

Der Rotschenkelbestand stieg von der Erstansiedlung im Jahre 1964 bis 1972 auf 10 Brutpaare (50 0/0 des westfälischen Brutbestandes). 1968 kam es zur Ansiedlung einer Lachmöwenkolonie mit damals 21 Brutpaaren, die in den Folgejahren auf ca. 500 Paare angewachsen ist. Die Erstansiedlung des Rohrschwirls erfolgte 1969. Die Art hielt sich jedoch nur wenige Jahre.

Für die Zeit von 1969 bis 1974 (danach traten durch die Inbetriebnahme der Kläranlage mit teilweise wochenlangen Trockenzeiten im Gebiet kaum vergleichbare ökologische Verhältnisse ein) wurde nach Angaben der Westfälischen Ornithologen Gesellschaft (Jorek, 1974 b) die Bestandsentwicklung einiger Arten in Tabelle 2 zusammengefasst.
Abb. 8: Abnahme der freien Wasserflächen durch die Ausbreitung der Vegetation und Zunahme des Löffelentenbrutbestandes wahrscheinlich durch die Vergrößerung der Biotopkapazität.
Art Nachweis der Erstansiedlung 1969 1970 1971 1972 1973 1974
Knäkente Anfang 60er Jahre 8 8 15 30 30 30
Krickente ? 4 5 8 15 15 20
Löffelente 1969 6 8 10 30 35 40
Uferschnepfe 1968 - 1 2 4 5 4
Bekassine 1964 10 12 15 15 16 18

Tab. 2: Bestandszahlen einiger Brutvogelarten in den Rieselfeldern der Stadt Münster (Angaben in Brutpaaren)
Besonders deutlich wird der Stellenwert des Brutbestandes, wenn man ihn in Relation zu dem Gesamtbestand in Westfalen und Nordrhein-Westfalen setzt (nach Angaben der Roten Liste des Rheinlandes (Erz, 1975) und Westfalens (Jorek, 1975 b).

Anteil des Gesamtbestandes (%)
Art Westfalen Nordrhein-Westfalen
Krickente 40 28,6
Knäkente 60 25
Löffelente 66 22
Bekassine 6 5,3
Rotschenkel 50 13,8

Tab. 3: Anteil verschiedener Brutvogelarten in den Rieselfeldern an den Gesamtbeständen Westfalens und Nordrhein-Westfalens

Für andere Arten geben Harengerd, Pölking, Prünte und Speckmann (1972) folgende Bestandszahlen an, die 1972 zur Zeit eines als günstig zu bezeichnenden ökologischen Zustandes des Gebietes erhoben wurden (in Klammern wird die Brutpaarzahl angegeben): Stockente (150), Teichralle (350), Bleßralle (20), Wasserralle (30), Kiebitz (100), Flussregenpfeifer (9), Rotschenkel (10), Rohrschwirl (1), Teichrohrsänger (15), Sumpfrohrsänger (150), Rohrammer (200).

3.3.3. Nahrungsgrundlage der Vögel bei Beschickung der Felder mit Abwasser

Im Jahre 1972 wurden 67 Schlamm- und Wasserproben unter weitgehend standardisierten Bedingungen genommen. Die untersuchte Probefläche betrug jeweils 625 cm2.

Die für die Wat- und Wasservögel als Nahrungsgrundlage relevanten Organismen beschränken sich, den sauerstoffarmen Verhältnissen entsprechend, auf einige wenige Arten, die allerdings in großer Zahl vorkommen.

3.3.3.1. Zuckmücken (Chironomiden)

Insbesondere für Bekassinen und Uferschnepfen sind die umfangreichen Vorkommen von Chironomidenlarven von zentraler Bedeutung. Sie sind mit Ausnahme einer Art, die vagile Larvenstadien besitzt, in dem meist sehr feinkörnigen Sediment anzutreffen, das größtenteils aus Faulschlamm besteht, in den zu einem mehr oder weniger geringen, jedoch stark schwankenden Anteil pflanzlicher Detritus eingelagert ist. Die Verfügbarkeit an Chironomiden ist sehr unterschiedlich, da die Larven im Laufe des Frühsommers heranwachsen und erst etwa während des Durchzuges der Limikolen im Juli/August ihre maximale Länge von 12 bis 20 mm erreichen. Es werden durchschnittlich 3000 bis 6000 Larven/m2 angetroffen, wobei maximal Werte von etwa 12 000 Larven/m2 erreicht werden. Da sich die Chironomiden lockere Gehäuse aus Schlamm bauen, sind sie optisch nicht als potentielle Beute zu erkennen. Für die sich überwiegend visuell orientierenden Arten (z. B. Kampfläufer, Bruchwasserläufer, Rotschenkel, Waldwasserläufer etc.) spielen daher die vagilen Puppenstadien, die im Laufe des Juli häufig anzutreffen sind, eine wichtige Rolle. Die Puppen halten sich, unterstützt durch eine Art Flossensaum am Hinterleib, vorwiegend an der Wasseroberfläche auf und sind dort relativ leicht zu erbeuten, da sie nur über beschränkte Bewegungsmöglichkeiten verfügen und zu gerichteter Flucht (wie z. B. Culex-Larven) nicht in der Lage sind. Besondere Bedeutung dürften die Chironomidenlarven daher für die Arten besitzen, die sich primär taktil, also mit Hilfe ihrer Sinneszellen in der Schnabelspitze, orientieren.

Im Magen einer verunglückten Bekassine wurden so neben einem Samenkorn und 13 kleinen Steinchen 114 Chironomiden gefunden, die zum größten Teil noch nicht angedaut waren, also innerhalb relativ kurzer Zeit gefressen worden sein mussten.

Feldbeobachtungen an Uferschnepfen bestätigen die Aufnahme großer Nahrungsmengen innerhalb kurzer Zeit. Da sich der Schluckvorgang relativ gut beobachten lässt, konnte festgestellt werden, dass eine sich ausschließlich taktil orientierende Uferschnepfe etwa 25mal/Minute Beute verschluckte. Bei ausschließlich visueller Orientierung (wohl motiviert durch die Gradation einer helleren, vagilen Chironomusart) war die Uferschnepfe etwa 15mal/Minute erfolgreich.

Angaben über die Ausnutzung des Nahrungsangebotes können zurzeit noch nicht mit ausreichender Sicherheit gemacht werden. Eine Stichprobe an einer Stelle, die zuvor intensiv von Uferschnepfen abgesucht worden war, ergab einen im Vergleich zu nicht genutzten Stellen um 50 0/0 verringerten Chironomidengehalt. Die Ergebnisse sind jedoch nicht ganz einheitlich, da es auch innerhalb der Gewässer zu relativ starken Schwankungen in der Chironomidendichte kommt.

3.3.3.2. Gnitzen (Ceratopogoniden)

Nach Engelhardt (1967) handelt es sich bei Ceratopogonidenlarven um Prädatoren, zu deren Beutespektrum auch in erster Linie Chironomidenlarven zu zählen sind. Die Imagines treten noch deutlicher als Chironomiden in ausgeprägten Wellen auf. Die Dichte in den Gewässern schwankt stark.

Während einige Teiche als weitgehend ceratopogonidenfrei bezeichnet werden können, werden in anderen Dichten von über 10 000 Larven/m2 häufig erreicht. Ceratopogoniden scheinen schon wegen ihrer derberen Körperoberfläche eine wesentlich größere Resistenz gegen Austrocknung zu besitzen als Chironomiden. Wegen ihrer Vagilität sind sie zudem in der Lage, sich während des Austrocknungsprozesses an tiefer gelegene Stellen zu begeben, wo sie dann in austrocknenden Wasserlachen hohe Dichten bis zu 32 000 Larven/m2 erreichen. Diese Stellen sind dann die bevorzugten Nahrungsplätze insbesondere von Regenpfeifern, die auch auf dem Trockenen liegende Ceratopogoniden gut erkennen und aufnehmen. Im Magen eines verunglückten Flussregenpfeifers wurden so 269 Ceratopogonidenlarven gefunden, weiterhin 14 Chironomidenlarven (davon 1 Puppe) sowie 26 Ostracoden.

Auch im Winter spielen Ceratopogoniden eine nicht unbedeutende Rolle. So wurden etwa 50 Lachmöwen mehrere Stunden lang dabei beobachtet, wie sie, auf einer vereisten Fläche stehend, Nahrung aufnahmen. Die oberste Schicht des Eises war abgetaut, und in der wenige Millimeter tiefen Wasserschicht befanden sich Tausende von Ceratopogonidenlarven, die von den nicht mehr vereisten Teilen des Gewässers auf die Eisfläche drangen und dort wahrscheinlich noch durch Unterstützung des Windes verteilt wurden.

3.3.3.3. Stechmücken (Culiciden)

Stechmücken wurden in Larvalstadien nur in 4,6% der Proben angetroffen. Während in zwei Fällen nur relativ geringe Dichten vorlagen, wurden einmal ca. 3000 Larven/m2 und an einer laufend starken Störungen ausgesetzten Stelle (Fehlen von Vögeln als Prädatoren?) lokale Anhäufungen von ca. 25 000 Larven/m2 erreicht.

Diese extreme Culicidendichte führte bei fortschreitender Austrocknung des Gewässers zu einem verstärkten Einfall von weniger störungsempfindlichen Lachmöwen. Erstaunlich war die hohe Konstanz der Pickfrequenz, die in 5 Minuten bei einer Standardabweichung von knapp 3% bei 73 aufgenommenen Nahrungstieren/Minute lag.

3.3.3.4. Blattfußkrebse (Phyllopoden)

Trotz der früher erheblichen Belastung mit organischen Stoffen konnte, insbesondere bei unzureichender Drainage und entsprechend längerer Verweildauer des Wassers auf den Rieselfeldflächen, der Sauerstoffgehalt sowohl durch normale Diffusion als auch durch Regen und Wind so stark ansteigen, dass hohe Dichten von Daphnien (Wasserflöhen) erreicht werden konnten. Maximal wurden so bis zu 184 000 Wasserflöhe/m2 angetroffen - bei einer Wassertiefe von nur 3 cm. Diese wohl als ß-mesosaprob anzusprechenden Verhältnisse (Kolkwitz, 1950) dürften nach der Einleitung ausschließlich geklärten Wassers noch an weiteren Stellen eingetreten sein.

Die Stabilität solcher Populationen hing während der Funktion des Gebietes als Kläranlage in erster Linie von der Menge des hinzugefügten Schmutzwassers ab sowie von den zwischengeschalteten Trockenperioden. Gleichmäßig hohe Populationen konnten sich nur dort halten, wo ein völliges Trockenfallen vermieden und ein mehr oder weniger kontinuierlicher Ersatz des verdunstenden oder langsam versickernden Wassers erfolgte.

3.3.3.5. Weitere Nahrungstiere

Muschelkrebse (Ostracoden) wurden nicht in allen Abwasserteichen angetroffen. Die maximal ausgezählte Dichte betrug 8000 Tiere/m2.

Hüpferlinge (Copepoden) wurden überwiegend in relativ sauberen Gewässern in großen Mengen gefunden. Eine Quantifizierung konnte aus technischen Gründen nicht vorgenommen werden.

Schwebfliegenlarven (Eristalis spec.) wurden an mehreren Stellen in Einzelexemplaren festgestellt. Ein extremes Massenvorkommen mit einer geschätzten Dichte von ca. 1000 Larven/m2 diente wochenlang einem rastenden Flamingo als Nahrungsgrundlage.

Waffenfliegenlarven (Stratiomys spec.) wurden an einer Stelle in mehreren Exemplaren zusammen mit Eristalislarven gefunden.

Furchenschwimmer (Acilius spec.). Die Larvalstadien wurden an zwei Stellen angetroffen.

Ruderwanzen (Corixa spec.) kamen nur an einem Gewässer vor, das über eine schlecht funktionierende Drainage verfügte und in das entsprechend nur wenig Schmutzwasser zugeleitet werden konnte.

Schlammröhrenwürmer (Tubifex spec.) wurden nur an wenigen Stellen in einzelnen Individuen gefunden.

3.3.4. Nahrungsgrundlage auf Feuchtwiesen

Neben diesen rein aquatischen Lebensräumen sei noch auf die Funktion von Feuchtwiesengebieten als Nahrungsquelle eingegangen. Während in den Flachwasserbecken nur wenige hoch angepasste Arten in hoher Individuenzahl vorkommen, sind Feuchtwiesengebiete durch eine ökologisch wesentlich stabilere Artenvielfalt gekennzeichnet. Nach Untersuchungen von Boness (1953) sind auf nassen bis stellenweise trockenen Standorten fast 2000 verschiedene Arten zu erwarten, von denen 81% typische Wiesenbewohner sind.

Auch die Ernährungsweise zeigt wesentlich ausgeprägter höhere trophische Stufen: 38% sind phytophag, 38% zoophag (21% Räuber, 17% Parasiten), 24% sind schizophag (3% Aas- und Kotfresser, 21% Saprophage oder Kryptogamenfresser). Daraus geht deutlich hervor, dass die Fauna von Wiesen ökologisch wesentlich stabiler ist. Die insbesondere in Feuchtwiesen vorkommenden Tierarten zeigen eine weitgehende Übereinstimmung mit den Arten bewachsener Ufer und der Flachmoore, wobei durch die Kulturmaßnahmen zwar stenöke Vertreter ausgefallen sind, der überwiegende Teil jedoch geblieben ist. Diese hohe Diversität schließt hohe Individuenzahlen nicht aus. 90% der Insektenbiomasse kann so aus Tipulidenlarven bestehen. Nach Auskunft des Pflanzenschutzdienstes Westfalen-Lippe werden in westfälischen Feuchtwiesengebieten 400 bis 600 Tipulidenlarven/m2, 20 bis 40 Engerlinge (Mai- und Junikäfer)/m2 und 100 Drahtwürmer/m2 häufig erreicht. Hinzu kommen bei ausreichend durchlüftetem Boden (bei nicht zu hohem Wasserstand) 50 bis 150 Regenwürmer/m2.

Diese terrestrischen Elemente treten jedoch bei höherem Wasserstand zu Gunsten aquatischer Arten stärker zurück, da Sauerstoffmangel limitierend wirkt.

Die Analyse der Nahrungsgrundlage der Limikolen insbesondere durch Lange (1968) und Burton (1974) ergibt, dass Feuchtwiesen für verschiedene Arten eine hervorragende Nahrungsgrundlage bieten. Dies betrifft einerseits die im Boden lebenden Organismen (vor allem Tipuliden und Lumbriciden), die nicht nur durch die sich taktil orientierenden Arten gut erreicht werden können, sondern auch durch sich primär visuell orientierende Arten wie den Kiebitz, in dessen Magen schon 139 Tipulidenlarven gefunden wurden (Fallet in Glutz et al., 1975). Eine große Bedeutung kommt jedoch auch den an Gräsern und Kräutern sitzenden Insektenimagines zu, die insbesondere von Kampfläufern gern abgesammelt werden (Glutz et al., 1975).

Darüber hinaus nehmen zahlreiche Arten, besonders gern auch Kampfläufer, vegetarische Nahrung zu sich, die jahreszeitlich wechselnd bis zu 100% ausmachen kann. Es handelt sich dabei dann in erster Linie um Samen, gelegentlich auch um Blüten (Lange, 1968; Glutz et al., 1975). Die Nahrungsgrundlage in Feuchtwiesengebieten kann damit als gut ausnutzbar angesehen werden.

3.3.5. Zusammenfassung der bisherigen ökologischen Funktion des Gebietes

Es ist davon auszugehen, dass als Rastgebiete für ziehende Limikolen vor der Kultivierung der Landschaft praktisch nur Hoch- und Niedermoore sowie - in geringerem Umfang - Flussauen in Betracht gekommen sind. Mit der weitgehenden Zerstörung dieser Lebensräume trat eine Verschiebung der Rastplätze ein. Während der Gewässerausbau die früher dort vorhandenen Rastmöglichkeiten völlig zerstörte, entstanden nach der Kultivierung der Hochmoore und feuchten Heiden an vielen Stellen Feuchtwiesengebiete, die sowohl für einen Teil der Brutvögel als auch für die wandernden Vögel akzeptabel, wenn nicht gar bessere Lebensmöglichkeiten geboten haben, da die Nahrungsbasis in Feuchtwiesen wesentlich besser ist.

Nachdem im Rahmen der Verbesserung der agrarstrukturellen Situation in Feuchtwiesengebieten tiefe Vorfluter gebaut worden sind und somit eine Drainage großer Bereiche durchgeführt werden konnte, ist es zu starken Einbrüchen bei den Brutvogelbeständen gekommen. Durchzügler konzentrieren sich zur Zeit verstärkt an sehr nahrungsreichen Klärschlammdeponien und Rieselfeldern. Dies betrifft gleichermaßen die Enten, die hohe Rastbestände in den Rieselfeldern oder im Ismaninger Speichersee (Wüst, 1975) (ebenfalls extrem hoher Nährstoffgehalt) erreichen. Dem hohen Energiedurchfluss solcher Systeme entspricht ihre ökologische Labilität. Seuchenausbrüche, die durch die große Dichte der Vögel bedingt sind oder die Produktion großer Toxinmengen z. B. durch Clostridien (Botulismus) machen Gebiete, in denen sich die Restbestände konzentrieren, nicht nur politisch (Wegfall würde gravierende Konsequenzen haben), sondern auch ökologisch extrem anfällig.

Diesem Tatbestand ist in der Vergangenheit kaum Rechnung getragen worden. Die Kriterien für die Auswahl international bedeutsamer Gebiete orientieren sich praktisch ausnahmslos an der dort regelmäßig erreichten höchsten Individuenzahl (Szijj et al., 1974; Haarmann und Pretscher, 1976).

Darauf basierend sind die Rieselfelder Münster seitens der Bundesforschungsanstalt für Naturschutz und Landschaftsökologie in die Vorschlagsliste der Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung aufgenommen worden, da der Schwellenwert von 1000 Limikolen regelmäßig um ein Mehrfaches überschritten wird (Szijj et al., 1974). Auch die Bestandszahlen verschiedener rastender Schwimmentenarten werden im Bundesgebiet nur an wenigen anderen Stellen übertroffen. Sie liegen jedoch ausnahmslos unter den für die Anerkennung der internationalen Bedeutung gültigen Schwellenwerten. An Kriterien für die Beurteilung der Feuchtgebiete von nationaler Bedeutung wird zur Zeit noch gearbeitet (Haarmann, 1975).

Seitens des Internationalen Büros für Wasservogelforschung wurden auf der 5. Internationalen Konferenz zum Schutz von Feuchtgebieten und Wasservögeln korrigierte Zahlen vorgelegt (Atkinson-Willes, 1972, 1974), die insbesondere im Falle der Krick- und Löffelente eine starke Reduzierung der Ansprüche bedeuten, die von einem Gebiet für die Erreichung des Status der »Internationalen Bedeutung« erfüllt werden müssen. Für die Knäkente liegen keine Zahlen vor, da diese Art durch die relativ späten Zähltermine nicht ausreichend erfasst wird. In Tab. 4
Art maximaler Rieselfeldbestand Schwellenwert für internationale Bedeutung
in Klammern: korrigierte Werte
Stockente 3500 10000 (15000)
Krickente 1000 2500 (1500)
Knäkente 800 ? ?
Löffelente 180 650 (200)

Tab. 4: Bestandszahlen verschiedener Entenarten in den Rieselfeldern der Stadt Münster im Vergleich zu den Schwellenwerten für die Anerkennung der internationalen Bedeutung

3.4. Voraussetzungen für die längerfristige Sicherung des Gebietes

/ Zwangspunkte für die Gestaltung/ Konkurrierende Nutzungen

3.4.1. Stadtentwicklungsplanung

Im Münster/Hamm-Gesetz wurde die Entwicklungsrichtung der Stadt Münster in Nord/Süd-Richtung festgelegt. Da die Rieselfelder genau in dieser Entwicklungsachse liegen und zudem günstig an die Autobahn, den Dortmund-Ems-Kanal sowie an die Bahnstrecke der Deutschen Bundesbahn anzubinden sind, wurden sie in den bisherigen behördlichen Planungen als im Stadtbesitz befindliches Vorratsland für die Ansiedlung von Gewerbebetrieben angesehen.

Nach jahrelangen Verhandlungen hat der Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Landes NW erreicht, dass eine Teilfläche der Rieselfelder von ca. 200 ha für eine Dauer von zunächst 20 Jahren für Zwecke des Naturschutzes gesichert wird.

Das Land pachtet die Flächen von der Stadt Münster für einen Preis von DM 200,- pro Hektar und Jahr.

3.4.2. Landwirtschaft

Bei der Fläche, die von der Stadt Münster für Zwecke des Naturschutzes wegen der beabsichtigten landwirtschaftlichen Nutzung nicht zur Verfügung gestellt wurde, ist darauf zu achten, dass darin aus sozialen Gründen primär Landwirte aus dem Rieselfeldbereich abgefunden werden. Auch im Bereich des geplanten Reservates stehen für eine landwirtschaftliche Nutzung in relativ beschränktem Umfang Flächen zur Verfügung, da sich die geplanten Feuchtwiesengebiete zumindest teilweise auch von Nebenerwerbslandwirten rationell nutzen lassen. Da die heute 43 Rieselfeldpächter mit zwei Ausnahmen Nebenerwerbslandwirte sind, entsprechen die im Reservat möglichen Nutzungen der Besitzstruktur.

3.4.3. Jagdwirtschaft

Das Gebiet wird einer intensiven jagdwirtschaftlichen Nutzung unterworfen. An Treibjagden auf Enten und Fasanen nehmen bis zu 30 Personen oft zweimal pro Woche teil. Die Jagdbeute, bis zu 300 Enten pro Tag, wird in den Gastronomiebetrieben des Pächters vermarktet. Eine jagdliche Nutzung widerspricht der Funktion des Gebietes. Die durch die Jagdausübung verursachten Störungen sind so gravierend (Reichholf, 1973, 1975; Wüst, 1975), dass der laufende Jagdpachtvertrag abgelöst werden muss. Künftige Eingriffe sind erforderlich bei Stockenten mit Domestikationserscheinungen. Da es sich um ökologisch dringend erforderliche Maßnahmen handelt, sind die ansonsten üblichen Regeln der Waidgerechtigkeit zu vernachlässigen. Empfohlen wird daher bei geeignetem Hinterland der Kugelschuss auf schwimmende Enten möglichst mit Schalldämpferbenutzung. Schüsse vom Kraftfahrzeug aus sollten als Ausnahme von S 17 (1) LJG zugelassen werden.

3.4.4. Erholung

Mit dem zunehmenden Bekanntheitsgrad der Rieselfelder als Vogelreservat und einer Verringerung der verrieselten Abwassermengen durch die Inbetriebnahme einer Belüftungsanlage wurden die Rieselfelder von der Bevölkerung Münsters als Naherholungsgebiet »entdeckt«. Dieses Gebiet bildet eine Verbindung zwischen den nördlichen Stadtteilen zum Naherholungsraum in der Emsaue und den Bockholter Bergen. Da es sich bei den Besuchern primär um Fußgänger und Radfahrer handelt, die häufig auch die festen Wege verlassen, kommt es oft zu erheblichen Störungen der rastenden und brütenden Vögel.

Eine Aussperrung der Bevölkerung aus dem geplanten Reservat würde mit Recht auf Unverständnis und Ablehnung stoßen und laufende Spannungszustände schaffen. Zudem würde es eine weitere Naturentfremdung fördern, was unter allen Umständen zu verhindern ist.

Es sind daher Maßnahmen vorzusehen, die einen möglichst engen Kontakt der Bevölkerung mit den Vögeln erlauben und die ihr darüber hinaus einen Wissensstand vermitteln, der sie in die Lage versetzt, die nachteiligen Auswirkungen der Zerstörung von Feuchtgebieten zu beurteilen.

3.4.5. Vogelfang für wissenschaftliche Zwecke

Seit Mitte der 60er Jahre wird das Gebiet intensiv als Forschungsgebiet genutzt. Seitens der dort tätigen Arbeitsgemeinschaft wurden seit 1969 weit über 10 000 Vögel gefangen, untersucht und beringt. Da durchschnittlich etwa 50 nächtliche Fangeinsätze schwerpunktmäßig während der Spitzenzeiten des Vogelzuges oft zweimal pro Woche durchgeführt werden, wobei ein Fang sehr häufig an den Schlafplätzen erfolgt, ist eine Störung der Vögel nicht zu vermeiden. Inwieweit dies Nachteile für den Bestand hat, lässt sich vermutlich nicht quantifizieren, da »Blindversuche« (Zugzeiten ohne Fang) fehlen. Feststellungen von Kipp (mündlich), dass Uferschnepfen schon nach einmaliger Störung Schlafplätze aufgeben, lassen zur Zurückhaltung mahnen.

Es sei an dieser Stelle der Herausgeber des Handbuches der Vögel Mitteleuropas zitiert, der in der Einführung zu Band 6/1 (Glutz et al., 1975) feststellt:

»Mindestens im Binnenland stellt sich für einzelne Limikolen-Rastplätze auch die Frage, ob sich die mit dem Fang verbundene Störung auch wirklich rechtfertigen lässt. Uns scheint, dass zumindest in Feuchtgebieten bei der Bewilligung des »Vogelfanges zu wissenschaftlichen Zwecken« da und dort strengere Maßstäbe gerechtfertigt wären.«

In jedem Falle ist dafür Sorge zu tragen, dass Fangeinsätze nicht flächendeckend im gesamten Reservat erfolgen, so dass den Vögeln Rückzugsmöglichkeiten bleiben und dass eine Störung an den für die Vögel wichtigen Ruheplätzen, die weitgehend ohne Alternative sind (Schlafplätze etc.), nicht erfolgt.

3.4.6. Fischerei

Da innerhalb des Reservates fischreiche größere Gewässer entstehen sollen, die nach der bisherigen Praxis auch in Naturschutzgebieten u. U. für die Sportfischerei freigegeben würden, sei bereits jetzt darauf hingewiesen, dass diese Tätigkeit mit der ökologischen Nutzung unverträglich ist (Reichholf, 1975).

3.4.7. Wasserwirtschaft

Da das für die Bespannung der Teiche erforderliche Wasser auf das hochgelegene Reservat hinaufgepumpt werden muss, ist die Anlage längerfristig durch Energieverknappung bzw. -verteuerung sowie durch technische Defekte gefährdet. Da durch die Verteilung des Wassers weiterhin hohe Personalkosten entstehen, ist ggf. zu versuchen, diese durch eine Automatisierung aufzufangen.

Da die Anlage eines Wasservogelreservates auf den gut drainierten Böden zur Zeit dem Versuch gleicht, ein Sieb mit Wasser zu füllen, sind Maßnahmen vorzusehen, welche die Wasserverluste gering halten.

3.4.8. Ökologische Labilität

Durch den hohen Nährstoffgehalt der Gewässer kommt es zu starken Vogelkonzentrationen, die als natürliche Begleiterscheinung die Gefahr von Seuchenausbrüchen in sich tragen (Karstad in Teague, 1971; Friend und Pearson, 1973). Ein Botulismusausbruch in den Rieselfeldern im Jahre 1971 hat bereits mehrere Dutzend Opfer gefordert. Es sind Maßnahmen vorzusehen, die die Gefahr von Seuchenausbrüchen verringern.

3.4.9. Änderung der Nahrungsgrundlage nach der Beschickung mit geklärtem Wasser

Nach der Überstauung mit geklärtem Wasser, der Ansiedlung von höherer submerser Vegetation und der Verhinderung weiterer völliger Austrocknungen ist mit dem verstärkten Auftreten höherer trophischer Stufen zu rechnen (Fische, Insektenlarven etc.).

Da es sich dabei in der Regel um gut sichtbare und vagile Arten handelt, kann es zu einer Bestandsumschichtung zu Gunsten der sich visuell orientierenden Vogelarten kommen. So dürfte die Besetzung der Gewässer mit Fischen sowie die erhoffte Ausbreitung von Amphibien bessere Lebensbedingungen für Graureiher und Rohrdommeln schaffen. Inwieweit sich die Verlängerung der Nahrungskette durch den dadurch bedingten Energieverlust nachteilig auswirkt, bleibt abzuwarten. Da in den Flachwasserbecken sehr hohe Temperaturen erreicht werden (es wurden bis zu 34°C gemessen), ist jedoch auch künftig damit zu rechnen, dass bei zusätzlicher Windstille und hohem nächtlichen Sauerstoffverbrauch durch große Mengen von Phyto- und Zooplankton in den späten Nachtstunden Sauerstoffkonzentrationen erreicht werden, die die noch tolerierten Minimalwerte unterschreiten, so dass eine gewisse Labilität auch in Zukunft vorhanden sein wird.

Nach der Beschickung mit geklärtem Wasser aus der neuen Kläranlage wurde festgestellt, dass es auf mehreren Gewässern, auf denen früher nie Culiciden festgestellt worden waren, zu starker Besiedlung gekommen war. Eine Auswirkung des nunmehr geklärten Wassers aus der neuen Kläranlage erscheint aufgrund des früheren Zustandes der Gewässer und der Biologie der Larven jedoch unwahrscheinlich. Nach der Einleitung von geklärtem Wasser scheint es lokal zu Tubificidengradationen zu kommen.

Auch Libellen, die während der Schmutzwassereinleitung nicht als autochthoner Bestandteil der Rieselfeldfauna gelten konnten, da die Larven keine Lebensmöglichkeit fanden, kommen seit der Beschickung mit geklärtem Wasser wesentlich häufiger vor. Es handelt sich dabei in erster Linie um Sympetrum spec. (wahrscheinlich S. sanguineum), die bei der Eiablage beobachtet wurde.

3.4.10. Restitutionspflicht

Da in dem mit 20-jähriger Laufzeit geschlossenen Vertrag Restitutionspflicht vereinbart wurde, kommen lediglich Maßnahmen in Betracht, die keine nur mit Mühe reversiblen Zustände schaffen. Dies betrifft insbesondere Erdbewegungen über größere Entfernungen.

4. Definition der Management-Ziele

4.1. Allgemeine Ziele

Die unter 3.8. näher ausgeführte ökologische Labilität des Gebietes erfordert zwingend die Integration in ein übergreifendes Gesamtkonzept. Zielsetzung muss sein, die Bestände auf eine größere Zahl sowohl ökologisch als auch politisch ökonomisch weniger anfällige Gebiete zu verteilen.

Entwürfe für den Aufbau eines Schutzprogrammes für großflächige westfälische Feuchtgebiete wurden bereits vorgelegt (Jorek, 1974 a, 1975 a; Bund Natur- und Umweltschutz, 1977; Hollunder, Jorek und Kipp, 1977). Sie sehen die Schaffung von 50 bis 70 ha großen Flachwasserbereichen innerhalb großflächiger Feuchtwiesengebiete vor. Inwieweit die dort gesteckten Ziele erreicht werden können, hängt, nachdem das Land Nordrhein-Westfalen seine Bereitschaft zur Schaffung und Erhaltung solcher Reservate bekundet hat, in erster Linie von den Flurbereinigungsbehörden ab, die im Rahmen eingeleiteter Verfahren die erforderlichen Landkäufe und/oder die Nutzungseinschränkungen vertraglich vereinbaren sollen. Den langwierigen Verhandlungen entsprechend, sind bei der Funktionsbestimmung der Rieselfelder mittel- und langfristige Entwicklungsziele zu unterscheiden. Eine Änderung der heutigen Funktion kommt erst dann in Betracht, wenn weitere Feuchtgebiete ausgewiesen sind, so dass sich der Bestand großräumig besser verteilen lässt.

4.1.1. Mittelfristige Perspektiven

Da die ersten großen Reservate erst Anfang der 80er Jahre voll funktionsfähig sein werden, muss die bisherige Funktion nicht nur erhalten, sondern auch noch auf kleinerer Fläche gebündelt werden. Dies setzt Optimierungsmaßnahmen voraus, die sich am bisher vorhandenen Artenspektrum orientieren müssen.

4.1.2. Längerfristige Perspektiven

Die Festsetzung einer längerfristigen Funktion hängt entscheidend vom Umfang und der Struktur der neu auszuweisenden Reservate ab. Definitive Aussagen können daher zu diesem Zeitpunkt noch nicht gemacht werden. Angestrebt wird jedoch, einen Teil des Limikolenbestandes in die nur sehr flach überstaubaren Feuchtwiesengebiete zu ziehen. Da sich diese Reservate für Enten (vielleicht mit Ausnahme der Knäkente) weniger eignen, wird es sich wahrscheinlich anbieten, in den Rieselfeldern längerfristig ein größeres Schwergewicht auf Enten zu legen.
Abb. 10: Watvogelgruppe, vorwiegend Kampfläufer, in einer Flachwasserzone.
Abb. 11 : Bruchwasserläufer (Tringa glareola) in Ufernähe.
Abb. 12: Reich strukturierter Flachwasserbereich, der neben verschiedenen anderen Limikolen längere Zeit von bis zu 15 Grünschenkeln regelmäßig aufgesucht wurde.
Abb. 13: Flussuferläufer (Actitis hypoleucos) an typischem Rastplatz.
Abb. 14: Dunkelwasserläufer (Tringa erythropus) im Jugendkleid in einer großflächigen Flachwasserzone
Abb. 15: Wilsonwassertreter (Phalaropus tricolor).
Abb. 16: Sumpfläufer (Limicola falcinellus), Flussregenpfeifer (Charadrius dubius) und Kampfläufer (Philomachus pugnax).
Abb. 17: Rotschenkel (Tringa totanus) im ufernahen Flachwasser.
Abb. 18 : Der Alpenstrandläufer (Calidris alpina) sucht bevorzugt kleine Schlamminseln ab, die die Flachwasserzone überragen.
Abb. 19: Flussregenpfeifer (Charadrius dubius) auf trockengefallenem Schlamm.

4.2. Spezielle Ziele

4.2.1. Limikolen

4.2.1.1. Monotopansprüche der Limikolen

Über die Monotopansprüche (Schwerdtfeger, 1963) der Limikolen liegen zahlreiche, wenn auch nicht bis ins Detail analysierte Literaturangaben vor.

4.2.1.1.1. Bekassine (Gallinago gallinago)

Schon charakteristische Verhaltensweisen und Färbungsmuster weisen die Bekassine als einen in Deckungsnähe vorkommenden Vogel aus. Bei kleineren Störungen ist entsprechend häufig zu beobachten, dass Bekassinen zu nahegelegener Vegetation laufen, um dort eng an den Boden gedrückt praktisch bewegungslos zu verharren. Entsprechend bevorzugt die Art mit nicht zu hoher Vegetation bestandene, durch zahlreiche kleinere Wasserflächen aufgelockerte Biotope (siehe Harrison, 1974). Da diese Eigenschaften die Bekassine zu einer nur schwer festzustellenden Vogelart machen, sind phänologische Daten nur in wenigen Arbeiten zu finden (Harengerd, Prünte und Speckmann, 1973). Offene Schlammflächen werden seltener angenommen (Vouus, 1962), scheiden aber als Rastplätze nicht aus (z. B. Willy, 1960). In den Rieselfeldern entfernen sich die Vögel nur ungern vom deckungsbietenden Ufer (Abb. 9). Im Bereich des Neusiedler Sees werden beweidete Schilfgebiete, in denen sich infolge des zurückweichenden Wassers weiche Schlammflächen bilden, besonders gern angenommen (Festetics und Leisler, 1970). Die Brutplätze befinden sich größtenteils in Feuchtwiesengebieten, die möglichst einen hohen Seggen- und Binsenanteil aufweisen sollten.

4.2.1.1.2. Kampfläufer (Philomachus pugnax)

Bereits Bezzel und Wüst (1965) weisen darauf hin, dass ziehende Kampfläufer als relativ euryök bezeichnet werden können. Die Biotopwahl scheint zudem jahreszeitlichen Schwankungen zu unterliegen. Im Frühjahr werden gern Feuchtwiesengebiete aufgesucht, auf dem Wegzug hingegen überschwemmte Schlamm- und Schlickflächen bevorzugt (Bezzel und Wüst, 1965; Festetics und Leisler, 1970; Glutz et al., 1975).

Das herbstliche Meiden der Feuchtwiesengebiete mag mit der dann zu hohen Vegetation (siehe dazu auch Festetics und Leisler, 1970) zusammenhängen oder auch der dann dort festzustellenden größeren Trockenheit (Willy, 1960). Zudem bieten sich Schlickflächen austrocknender Gewässer um diese Zeit besonders an, die dementsprechend verstärkt angenommen werden (Voous, 1962; Bezzel und Wüst, 1965; Glutz et al., 1975).

Für den Bodensee wird ohne jahreszeitliche Differenzierung eine Bevorzugung feuchter Wiesen angegeben (Jacoby, Knötsch und Schuster, 1970). Tieferes Wasser wird nicht gemieden, die Kampfläufer bewegen sich dann notfalls auch schwimmend fort (Bezzel und Wüst, 1965; Festetics und Leisler, 1970). Auf trockenem Schlick hingegen werden sie nicht angetroffen (Willy, 1960). Nahegelegene, auch höhere Vegetation wird tagsüber zumindest toleriert (Willy, 1960; Bezzel und Wüst, 1965) bei der Auswahl der Schlafplätze in den Rieselfeldern jedoch sogar gern aufgesucht. Die Schlafplatzgemeinschaften können dabei mehrere hundert Vögel umfassen, die zusammengedrängt auf einer größeren nur wenig überstauten Schlammfläche in Vegetationsnähe ruhen. Auch während des Tages sind die Kampfläufer in der Regel in größeren Trupps anzutreffen (Abb. 10).

Die Art ist zur Zeit kein Brutvogel im Gebiet. Da die bevorzugt auf kurzrasigen Bodenwellen balzen und sich heute bei der Balz auf den Schlickflächen oft das Gefieder beschmutzen, sind optimale Balzplätze vorzusehen.

4.2.1.1.3. Bruchwasserläufer (Tringa glareola)

Die Art bevorzugt eindeutig deckungsnahe Uferbereiche (Vouus, 1962; Bezzel und Wüst, 1965) (Abb. 11) und weicht bei Hochwasser auch auf Feuchtwiesengebiete aus (Bezzel und Wüst, 1965; Jacoby et al., 1970). Im Neusiedlerseegebiet verteilen sich die Bruchwasserläufer auf verkrautete Lacken und Überschwemmungsflächen (Festetics und Leisler, 1970).

4.2.1.1.4. Waldwasserläufer (Tringa ochropus)

Der Waldwasserläufer bevorzugt noch stärker als der Bruchwasserläufer Nahrungsplätze, die dichte nahegelegene Randvegetation aufweisen (Willy, 1960; Vouus, 1962; Bezzel und Wüst, 1965; Jacoby et al., 1970; Festetics und Leisler, 1970). Die Art kommt in den Rieselfeldern auch auf kleinen Gewässern in direkter Waldrandlage vor. Sie ist häufig wie im Bodenseebereich (Jacoby et al., 1970) auch in westfälischen Feuchtwiesengebieten anzutreffen.

4.2.1.1.5. Grünschenkel (Tringa nebularia)

Es handelt sich um eine relativ euryöke Art, die sowohl auf verkrauteten Lacken (Festetics und Leisler, 1970), am Rand von Gewässern (Bezzel und Wüst, 1965; Jacoby et al., 1970) als auch auf freien Wasserflächen in relativ tiefem Wasser (Vouus, 1962) ihre Nahrung sucht. In den Rieselfeldern ist sie meistens in seichtem Wasser auch in unmittelbarer Nähe dichter und hoher Vegetation zu beobachten (Abb. 12). Der Nahrungserwerb erfolgt oft durch säbelschnäblerähnliches Seihen.

4.2.1.1.6. Flußuferläufer (Actitis hypoleucos)

Nimmt seine Nahrung vom trockenen Boden auf, der sich in der Regel in direkter Nähe von Wasserflächen befindet. Auch an schmalen Uferstreifen (Vouus, 1962), die landeinwärts von hoher Vegetation begrenzt sein können (Abb. 13).

4.2.1.1.7. Dunkelwasserläufer (Tringa erythropus)

Überwiegend in relativ tiefem Wasser, das bis über das Intertarsalgelenk reicht, anzutreffen (Vouus, 1962; Bezzel und Wüst, 1965), praktisch nie auf trockengefallenen Flächen (Festetics und Leisler, 1970). Bevorzugt im Gegensatz zum Grünschenkel eine offenere Landschaft und meidet z. B. Waldrandlagen oder andere höhere Vegetation (Abb. 14).

4.2.1.1.8. Rotschenkel (Tringa totanus)

Während des Zuges in Feuchtwiesengebieten und auch kleineren, seichten Gewässern anzutreffen, meistens in Ufernähe. Der Brutplatz befindet sich in Feuchtwiesen oder in Verlandungsvegetation, meistens jedoch ebenfalls in Ufernähe (Abb. 17).

4.2.1.1.9. Alpenstrandläufer (Calidris alpina)

Während im Bodenseebereich leicht überschwemmte Schlickflächen bevorzugt werden (Jacoby et al., 1970), geben Glutz et al. (1975) feste aber feuchte Schlickflächen in offener Landschaft an. In den Rieselfeldern werden die Übergangszonen zwischen dem Seichtwasser und dem Schlickbereich bevorzugt. Gern sucht die Art dabei kleine, aus dem Wasser ragende Bodenerhebungen ab, die oft nur eine Größe von wenigen Quadratzentimetern haben. Deckungsfreie Umgebung erscheint obligatorisch (Abb. 18).

4.2.1.1.10. Uferschnepfe (Limosa limosa)

Während der Zugperioden werden die Rieselfelder von Teilen der Population des Münsterlandes zur Nahrungsaufnahme aufgesucht. Sie stehen dann bevorzugt in bis zu bauchtiefem Wasser (Abb. 23), was mit den Beobachtungen von Bezzel und Wüst (1965) und Festetics und Leisler (1970) übereinstimmt, akzeptieren aber auch wesentlich flachere Bereiche. Nach Anbruch der Dunkelheit wird das Gebiet häufig wieder verlassen. Tagsüber halten sich die Uferschnepfen in den Feuchtwiesengebieten auf (siehe auch Bezzel und Wüst, 1965; Jacoby et al., 1970). Mehrere Paare brüten in den Rieselfeldern auf normal genutzten Feuchtwiesen.

4.2.1.1.11. Flussregenpfeifer (Charadrius dubius) und Sandregenpfeifer (Charadrius hiaticula)

Fluss- und Sandregenpfeifer bevorzugen gleichermaßen trockengefallene und (im Gegensatz zu den Calidris-Arten) mehr oder weniger abgetrocknete Schlammflächen (Vouus, 1962; Bezzel und Wüst, 1965; Jacoby et al., 1970; Glutz et al., 1975) (Abb. 19). Für den Sandregenpfeifer scheint die großflächige Vegetationsfreiheit von größerer Bedeutung zu sein. Willi (1960) führt dazu aus, dass man den Flussregenpfeifer im Rheindelta an den zerteilten Zuführungsarmen des Rheines findet, während sich der Sandregenpfeifer vorne am Strand aufhält.

Der Flussregenpfeifer brütet in den Rieselfeldern in mehreren Paaren auf abgetrockneten Schlammflächen.

4.2.1.1.12. Großbrachvogel (Numenius arquata)

Die nächsten Brutplätze dieser Art liegen in einer Entfernung von nur wenigen Kilometern. Ausgeprägte Bindungen an die Rieselfelder etwa wie im Falle der Uferschnepfen bestehen jedoch nicht. Rastende Brachvögel bevorzugen Schlammflächen in Wassernähe (siehe auch Vouus, 1962).

4.2.1.1.13. Zwergstrandläufer (Calidris minuta)

Die Monotopansprüche gleichen weitgehend denen des Alpenstrandläufers (Vouus, 1962; Bezzel und Wüst, 1965; Jacoby et al., 1970; Festetics und Leisler, 1970; Glutz et al., 1975). Schlammige, frisch trockengefallene, möglichst großflächige Bereiche werden bevorzugt (Abb. 22).

4.2.1.1.14. Sichelstrandläufer (Calidris ferruginea)

Nach Angaben von Bezzel und Wüst (1965), Jacoby et al. (1970), Festetics und Leisler (1970), Glutz et al. (1975) sind die Monotopansprüche von Sichel-, Alpen- und Zwergstrandläufer weitgehend identisch, doch weicht der Sichelstrandläufer m. E. weniger gern auf trockenfallende, aber immer noch feuchte Schlickflächen aus als Alpen- und Zwergstrandläufer, hält sich also bevorzugt in sehr seichtem Wasser auf. Die Art rastet nach Glutz et al. (1975) auch an schwach verkrauteten Ufern sowie überschwemmten, kurzrasigen Wiesen.

4.2.1.1.15. Temminckstrandläufer (Calidris temmincki)

Übereinstimmend wird eine Vorliebe für deckungsreiches Gelände angegeben (Willy, 1960; Vouus, 1962; Bezzel und Wüst, 1965; Jacoby et al., 1970; Festetics und Leisler, 1970; Glutz et al., 1975) (Abb. 21). Nach Glutz et al. (1975) und Festetics und Leisler (1970) sind die Monotopansprüche der Art daher eher mit denen von Kampfläufer, Bekassine und Bruchwasserläufer zu vergleichen.

4.2.1.2. Angestrebte Häufigkeiten (Limikolen)

Bei den Durchzüglern sind bis zum Aufbau alternativer Reservate die Artenrelationen in etwa zu halten. Ein Schwergewicht ist dabei auf die Arten zu legen, die größtenteils durch das Binnenland ziehen. Die erforderlichen Maßnahmen sollten also in erster Linie bei Bekassinen, Kampfläufern, Wald- und Bruchwasserläufern sowie Grünschenkeln etc. greifen.

Die früheren Bestandszahlen der Brutvögel dürften in Zukunft nur noch mit Mühe zu erreichen sein, da durch die Reduktion in der Flächengröße verschiedene Feuchtwiesengebiete wegfallen. Für die Uferschnepfen mag dieser Verlust erträglich sein, da diese Art ohnehin zu kolonieähnlichen Ansiedlungen neigt und auf relativ kleiner Fläche gehalten werden könnte.

Bei den Rotschenkeln und Bekassinen dürfte die Reviergröße die Brutpaarzahl eher limitieren.

Als Alternative bietet sich an, die Feuchtwiesengebiete nur teilweise als kompakten Block anzulegen und dafür innerhalb des Gebietes Brutmöglichkeiten für Rotschenkel, Bekassinen und Uferschnepfen zu schaffen. Brutmöglichkeiten für Flussregenpfeifer dürften erhebliche Probleme in der Bewirtschaftung der Flächen (Freihaltung von Vegetation) verursachen und sind schon aus diesem Grunde in den Rieselfeldern höchstens kleinflächig anzustreben.

4.2.2. Enten

Die Größe der Rast- und Brutbestände wurde unter 3.3.1.2. und 3.3.2. näher dargestellt. Während die Monotopansprüche der Stockente aufgrund der großen Plastizität ihres Verhaltens und die der Brandgans aufgrund des zwar erfreulichen aber ökologisch wenig relevanten einmaligen Brutvorkommens hier nicht näher erörtert zu werden brauchen, seien die Ansprüche, welche andere Arten an ihren Lebensraum stellen, kurz zusammengefasst.

Krick-, Knäk- und Löffelenten bevorzugen zur Brutzeit übereinstimmend kleine, seichte, mit Vegetation an den Ufern dicht bestandene Gewässer (Abb. 24), wobei die Krickente eine größere ökologische Flexibilität besitzt, da sie auch dystrophe und oligotrophe Gewässer annimmt und eine Präferenz für Waldrandlagen zeigt.

Die Monotopansprüche während des Zuges entsprechen weitgehend den Ansprüchen an den Brutbiotop, wobei die Knäkente zusätzlich überschwemmte Wiesen- und Riedgebiete annimmt und die Krickente deckungsreiche, eutrophe Flachwasserbiotope mit trockenfallenden Schlick- und Sandflächen bevorzugt (siehe auch Bauer et al., 1968). Zur Verbesserung der Nahrungsgrundlage erscheint die Förderung submerser höherer Vegetation erforderlich, die insbesondere von der Knäkente, aber auch den anderen Arten gern angenommen wird. Der Aspekt der weitgehenden Störungsfreiheit hat zur Mauserzeit für Enten eine ausschlaggebende Bedeutung, da das Mausergebiet nach Willy (1970) und Bauer et al. (1968) weniger aufgrund der dort vorhandenen Nahrungsgrundlage ausgewählt wird als vielmehr aufgrund der Störungsfreiheit.

Zumindest im Falle der Krickente erscheint es realistisch, dass die Rieselfelder bei Ausschaltung von Störungen den Schwellenwert für die Anerkennung der internationalen Bedeutung trotz reduzierter Fläche erreichen können, da gerade diese Art unter der insbesondere durch die bisherige jagdliche Nutzung hervorgerufene Beunruhigung stark zu leiden hatte.

Bei weitgehender Störungsfreiheit des Gebietes sowohl während der Tages- als auch der Nachtstunden, in denen oft erheblicher Zuzug festzustellen ist, dürfte der Bestand durch die Verlängerung der Rastdauer ansteigen. Wie sich der Entenbrutbestand auf der reduzierten Fläche entwickeln wird, bleibt abzuwarten.

Durch die geplanten tieferen Gewässer wird die Ansiedlung von Tafel- und Reiherenten möglich, die auch relativ flache Gewässer mit einer Tiefe von ca. 50 cm bei weiterer Expansion des Bestandes sicherlich akzeptieren werden.

Auch im Falle der Schnatterente könnte es zu einer festen Ansiedlung kommen, nachdem in den vergangenen Jahren mehrfach Brutverdacht bestand.

4.2.3. Taucher

Seit 1972 ist der Zwergtaucher wieder Brutvogel im Gebiet, nachdem die starken Winterverluste 1969/70 einen zweijährigen Ausfall verursachten (Harengerd, Pölking, Prünte u. Speckmann, 1972). Das heutige Vorkommen beschränkt sich auf einen Teich, der eine Tiefe von ca. 30 cm größtenteils überschreitet. Ein Anstieg des Bestandes kann als wahrscheinlich angenommen werden, da gerade der Zwergtaucher durch höhere trophische Stufen gefördert werden dürfte. Er wird vor allem durch klareres Wasser profitieren, das ihm eine bessere Verfolgung seiner Beute ermöglicht.

Die Voraussetzung für eine Ansiedlung stellt eine optimale Wassertiefe von 30 bis 40 cm dar sowie vegetations- und entsprechend deckungsreiche Ufer. Dem Deckungsbedürfnis der Art entsprechend sollte der Uferbereich stark aufgelockert und zerlappt sein und auch im vegetationsbestandenen Randbereich noch kleinere Wasserflächen und Buchten aufweisen.

Die erforderliche Mindestwassertiefe für die Ansiedlung von Haubentauchern wird sich nur an wenigen Stellen realisieren lassen. Wegen der dann höheren Botulismusgefahr ist darauf jedoch weitgehend zu verzichten.

4.2.4. Biotope für weitere zu berücksichtigende Arten

4.2.4.1. Großflächige Vegetationsbereiche

Die vor Durchführung der Pflegemaßnahmen vorhandenen größeren Vegetationsbereiche umfassten auf den nur unregelmäßig oder gar nicht beschickten Flächen großflächige Brennnesselbestände sowie andere Pflanzenarten, die in der Regel keinen längerfristigen Anstau tolerieren (Zweizahn (Bidens tripartita), Zottiges Weidenröschen (Epilobium hirsutum) etc.). Sie stellen teilweise in den Rieselfeldern Sumpfrohrsänger- und Rohrammerbiotope dar sowie bei stellenweise höherem Wasserstand auch Brutplätze für Wasserrallen. Da diese Pflanzengesellschaften auch auf den die einzelnen Teiche umgebenden Dämmen teilweise in einer Breite von mehreren Metern vorkommen, sollte ihre Verbreitung in Zukunft auf diese Bereiche beschränkt bleiben. Für die Kleinvögel reicht diese Breite unter der Voraussetzung, dass das bisher dort übliche Mähen entfällt, völlig aus. Die Wasserrallenbestände lassen sich wahrscheinlich sogar besser in anderen Pflanzengesellschaften halten.

Auf mehr oder weniger regelmäßig überstauten Flächen befinden sich teilweise ausgedehnte Vorkommen von Typha latifolia (Breitblättriger Rohrkolben) und Phalaris arundinacea (Rohrglanzgras). Phragmites communis (Schilf) kommt nur an wenigen Stellen inselartig vor, breitet sich jedoch langsam aus. Typha angustifolia (Schmalblättriger Rohrkolben) ist ebenfalls auf relativ kleinflächige Bereiche beschränkt. Alle Pflanzengesellschaften kommen, teilweise auch nur in den Randbereichen, als Rallenbrutplätze in Betracht.

Typha latifolia ist zumindest für Kleinvögel sehr ungünstig, so dass dessen Bestände zugunsten von Phragmites zu reduzieren sind, das in stärkerem Maße vorjähriges Pflanzenmaterial anbietet und schon deshalb, insbesondere auch für die Rohrdommeln, günstiger sein dürfte.

4.2.4.2. Kleinflächige Vegetationsbereiche

Soweit sich ein Vegetationsgürtel bandförmig um das Gewässer zieht, sollte er eine Breite von 2 m möglichst nicht unterschreiten, da dann die Deckung für die Gelege wesentlich besser ist und die dort brütenden Vögel (in erster Linie Rallen und Enten) nicht gezwungen sind, bei jeder Störung gleich über die freie Wasserfläche zu flüchten, sondern Versteckmöglichkeiten besitzen.

Kleine inselartige Vorkommen (Bülten) werden gern dann, wenn sie nur einen geringen Abstand zum Ufer aufweisen, von Teichrallen besiedelt. Bleßrallen bevorzugen deutlich eine Lage am Rande größerer Vegetationsbereiche. Als weitere Nutznießer solcher Biotopelemente kommen bei größerer Zahl Lachmöwen in Betracht. Trauerseeschwalben brüten zwar auch auf im Wasser treibenden Binsenhalmen (Eber, Schäfer, 1973), bevorzugen jedoch deutlich Schwimmblattgesellschaften (z. B. Reichholf, 1975), die in den Rieselfeldern bislang nicht anzutreffen waren. Ein Ansiedlungsversuch dieser Vogelart im Jahre 1968 lässt hoffen, dass einige der zahlreichen Durchzügler nach Optimierung des Gebietes zur Brut schreiten werden.

4.2.4.3. Erholung

Um Störungen durch Fußgänger an den wichtigsten Stellen auszuschalten, sind Pflanzungen, die Neuanlage und längenmäßig etwa entsprechende Sperrung von Wegen erforderlich. Ein Rundwanderweg, der verschiedene Abkürzungsmöglichkeiten anbietet und die verschiedenen Biotoptypen tangiert, ist vorzusehen. Das Kraftfahrzeug, das heute die einzige brauchbare Beobachtungsmöglichkeit bietet, muss, um Behinderungen und Gefährdungen der Fußgänger zu vermeiden, aus einigen Bereichen ausgeschlossen werden.

5. Durchführung der Maßnahmen

5.1. Aspekte für die großräumige Gestaltung des Gebietes (Abb. 25)

5.1.1. Absolute Ruhezonen

Für die Einrichtung von absoluten Ruhezonen, in denen im Normalfall keine Störungsgefährdung besteht, ergeben sich folgende Zwangspunkte:

Lage der Rundwanderwege/Besucherstrom Da der Rundwanderweg im Bereich der vorhandenen Ausstellung liegen sollte, kommt eine absolute Ruhezone nur in den Bereichen in Betracht, in denen der Druck durch Besucher minimal ist. Dies ist zur Zeit nur im nördlichen Bereich der Fall.

Tiefflugschneise

Nach Auskunft des Luftfahrthandbuches von Deutschland, Teil III (Bundesanstalt für Flugsicherung), wird der Bereich der früheren Rieselfelder der Stadt Münster in seinem südlichen Bereich von einer militärischen Tiefflugschneise durchschnitten. Der zentrale Bereich dieser Tiefflugschneise führt über die heutige Mülldeponie in Richtung Ostbevern und knickt dort scharf nach Norden ab. Die Breite dieser Tiefflugschneise beträgt beiderseits der angegebenen zentralen Fluglinie etwa 1,5 km. Damit wird die Südspitze des Reservates tangiert. Bei der Betrachtung der kartenmäßigen Darstellung muss allerdings berücksichtigt werden, dass viele Piloten den über Ostbevern vorgeschriebenen scharfen Winkel nach Norden nicht einhalten, sondern bereits im Bereich des Reservates eine nördliche Route fliegen, um den Winkel abzukürzen. Da diese Tiefflugschneise zudem von Hubschraubern genutzt wird, die für die Vögel eine noch gravierendere Störung darstellen, eine Verlegung dieser Schneise aber als unwahrscheinlich erachtet werden muss, bleibt für die Festlegung eines absolut störungsfreien Bereiches innerhalb des Reservates nur der weiter nördlich gelegene Teil übrig. In jedem Fall ist dafür zu sorgen, dass die vorgeschriebene Flugschneise eingehalten wird.

Vorhandenes Straßennetz

Durchgangsstraßen sowie Straßen mit höherem Verkehrsaufkommen sollten die Ruhezone nicht durchschneiden.

Lagevorschlag

Darauf aufbauend wird empfohlen, die Komplexe 31, 33 und 34 zu absoluten Ruhezonen zu erklären und die Wege zwischen diesen Bereichen zu sperren. Die Vegetation wird bis zum Straßenrand weggenommen, so dass der gesamte Bereich der Flächen und nicht nur wie heute die von den Straßen entfernten Bereiche durch die Limikolen als Nahrungsquelle ausgenutzt werden können. Dadurch entsteht ein großflächiger Komplex, der auch insbesondere für Strandläufer und Dunkelwasserläufer attraktiv sein dürfte.

5.1.2. Integration der Bevölkerung

Seitens der Stadt Münster wurde in Ziffer 8, Anlage 4 zur Ratsvorlage 180/76 vom 15. 6. 1976 zur Bedingung gemacht, dass das Wegenetz in den Rieselfeldern ... der erholungssuchenden Bevölkerung in gleicher Weise wie bisher offen steht . . . In Abstimmung mit der Stadt Münster dürfte es möglich sein, dass diese Voraussetzungen dahingehend interpretiert werden können, dass der Bevölkerung Wege im g l e i c h e n U m f a n g zur Verfügung stehen werden. Eine solche Einigung würde die Möglichkeit beinhalten, die Sperrung vorhandener Wege durch Neuanlagen zu kompensieren, die besser das gesuchte Naturerlebnis vermitteln sollen.

5.1.2.1. Ausstellung

Aus Landesmitteln wurde bereits am Rande des Gebietes ein Ausstellungsraum ausgebaut, der Ausgangspunkt für Exkursionen in das Gebiet sein sollte. Unbefriedigend ist die Parkplatzsituation, die durch eine Neuanlage möglichst außerhalb des Gebietes verbessert werden sollte. Bei der Anlage der Rundwanderwege etc. wird davon ausgegangen, dass die Ausstellung Ausgangs- und Endpunkt des Besuches sein sollte.

5.1.2.2. Kraftfahrzeugverkehr

Ein Besuch der Rieselfelder war in der Vergangenheit nur mit dem Kfz sinnvoll, da die Vögel Fußgängern gegenüber eine hohe Fluchtdistanz aufweisen. Mit der Einrichtung von gut beschilderten Rundwanderwegen und Beobachtungsanlagen verliert das Kfz die frühere Bedeutung. Darüber hinaus ist auch bereits heute deutlich, dass die meisten Rieselfeld-Besucher das Naturerlebnis nur während eines Spazierganges genießen können und selbst diejenigen, denen die schützende Wirkung des Kraftfahrzeuges bekannt ist, oft aussteigen. Bei der bisher erfolgten Priorisierung des Autoverkehrs fiel zudem immer wieder unangenehm auf, dass breite Schneisen in die Vegetation geschlagen werden müssen, damit die Insassen mehrerer Kraftfahrzeuge gleichzeitig eine Beobachtungsmöglichkeit haben. Breite Schneisen bedeuten andererseits wieder einen erheblichen Störungsfaktor, da eine ausschließliche Benutzung der Wege durch Kfz auf den Widerstand der Fußgänger treffen würde, die sich wohl kaum davon abhalten lassen würden, die nur für Fahrzeuge vorgesehenen - nicht abgesperrten (!) - Straßen zu benutzen.

Die beiden häufiger benutzten Straßen zwischen den Komplexen 21 und 23 sowie zwischen 25 und 28 sollten, da sie auch heute schon Durchgangsverkehr in Ost/ West-Richtung aufnehmen, in Zukunft für den Autoverkehr freigehalten werden.

Um Verkehrsstauungen auf dem das Gebiet an der Ostseite durchschneidenden Hessenweg zu vermeiden und das Unfallrisiko zu verringern, ist für Kfz-Benutzer ein Einbahnstraßensystem einzurichten. Es wird daher empfohlen, für eine Rundfahrt nur den nach Südosten von Gimbte zum Kanal führenden Fahrstreifen zu benutzen. Daraus resultiert jeweils ein Rechtsabbiegen des den Hessenweg tangierenden Verkehrs.

5.1.2.3. Rundwanderweg

Für die Anlage eines Rundwanderweges ergeben sich folgende Zwangspunkte:

  1. Er sollte am Informationszentrum und dem Parkplatz beginnen.
  2. Er sollte aus mehreren Teilen bestehen und die Möglichkeit zu Abkürzungen bieten, die für die Besucher je nach Zeit, Wetter und Gesundheitszustand erforderlich sind.
  3. Er sollte vom Autoverkehr getrennt werden, was durch die Anlage neuer Wege erreicht werden kann.
  4. Er sollte eine absolute Ruhezone nicht tangieren.

Entsprechend werden Rundwanderwege vorgeschlagen, die im Ausstellungsraum ihren Anfang nehmen und verschiedene Abkürzungsmöglichkeiten anbieten (Abb. 26).

Rundwanderweg I

Gesamtlänge ca. 650 bis 700 m. - Dieser kurze Pfad ist insbesondere für Personen gedacht, die nur über beschränkte Fortbewegungsmöglichkeiten verfügen. Bei der Trassierung wurden vorhandene Dämme und Unterhaltungswege ausgenutzt, die allerdings teilweise neu befestigt werden müssen. Die Wege sind bis auf wenige Ausnahmen an beiden Seiten dicht abzupflanzen. Beim Ausbau dieser Wege kann Material Verwendung finden, das beim Ausbau des Vorfluters zwischen 21/18 und 21/19 anfällt. Parallel zu der heute vorhandenen Straße an der Westseite des Reservates sollte ein spezieller Fußgängerweg angelegt und ebenfalls nach Westen hin dicht abgepflanzt werden, um Störungen für die Brutvögel auf den benachbarten Feuchtwiesen zu vermeiden. Insgesamt sind Wegebaumaßnahmen bzw. Befestigungen in einer Größenordnung von ca. 550 bis 600 m erforderlich.

Rundwanderweg II

Gesamtlänge ca. 2600 m. - In folgenden Bereichen ist ein Ausbau vorhandener Dämme oder eine Neuanlage von Wegen erforderlich (wenn vorausgesetzt wird, dass der Teil I bereits gebaut wurde) : Zwischen den Flächen 21/5 und 21/19 in Richtung Ost auf einer Länge von 250 m. Parallel zur Westseite des Hauptzuleiters auf einer Länge von 260 m. Parallel zur Straße zwischen den Komplexen 21 und 23 auf einer Länge von 250 m. Der Seitenweg am Ems-Vorfluter kann vorläufig benutzt werden, doch empfiehlt sich dort längerfristig eine Beschotterung, da er bei feuchtem Wetter wegen des Vegetationsaufwuchses nicht mit normalem Schuhwerk benutzt werden kann. Der westlich des Emsableiters liegende Teil der Straße zwischen den Komplexen 23 und 25 sollte für den Kfz-Verkehr gesperrt bleiben und kann von den Besuchern ohne weiteren Ausbau genutzt werden. Parallel zu der am Westrand des Gebietes verlaufenden Straße ist zur Sicherung des Fußgängerverkehrs ein weiterer Wanderweg erforderlich auf einer Länge von 500 m. Dieser Weg schließt an den im Komplex 21 bereits angelegten Rundwanderweg an. Für den Rundwanderweg ergibt sich somit insgesamt eine auszubauende Wegstrecke von 1260 m (ohne Berücksichtigung des Weges am Emsableiter, der nochmals 260 m lang ist).

Rundwanderweg III

Gesamtlänge ca. 4 km. - Eine Beschotterung ist längerfristig an der Westseite des Emsableiters auf einer Länge von ca. 530 m zu empfehlen. Der westlich des Emsableiters liegende Straßenteil zwischen den Komplexen 28 und 30 kann ohne weitere Baumaßnahmen benutzt werden. Dieser Teil sollte für den Autoverkehr gesperrt werden. Zu dem im Komplex 30 unter der Kastanie vorgeschlagenen Beobachtungsstand ist ein Weg in einer Länge von 100 m erforderlich. Die weitere Trassierung des Rundwanderweges sollte nicht an der westlich des Reservates vorbeiführenden Straße erfolgen, sondern noch weiter westlich im Bereich des Aa-Ableiters. Dieser Teil des Rundwanderweges liegt innerhalb eines Waldstreifens und führt damit auch durch einen anderen Biotoptyp. Insgesamt sind dort Baumaßnahmen in einer Länge von ca. 700 m erforderlich. Er schließt an die bereits beschriebenen Rundwanderwege I und II an. Da die Straßen zwischen den Komplexen 21 und 23 sowie 25 und 28 dem Besucherverkehr weiterhin offen stehen - wobei jedoch die Empfehlung zu geben ist, diese wegen einer möglichen Gefährdung durch Kfz nicht zu benutzen - können weitere Abkürzungen bei Bedarf eingeschoben werden.
Abb. 25: Biotop-Entwicklungsplan
Abb. 26: Lage des Rundwanderweges
Abb. 20: Graubruststrandläufer (Calidris melanotos)
Abb. 21: Temminckstrandläufer (Calidris temmincki) sind meist in Deckungsnähe anzutreffen, auch wenn es sich, wie auf der Abbildung, nur um einzelne Erdbrocken handelt.
Abb. 22: Zwergstrandläufer (Calidris minuta)
Abb. 27: Beobachtungsanlagen, die diesem Vorbild in einem britischen Reservat entsprechen, sollen auch in den Rieselfeldern der Stadt Münster aufgebaut werden.
Abb. 28: Schlammfläche mit beginnender Besiedlung durch Breitblättrigen Rohrkolben (Typha latifolia).
Abb. 29: Uferschnepfe (Limosa limosa)
Abb. 30: Uferschnepfe (Limosa limosa)
Abb. 24: Löffelenten (Anas clypeata) im vegetationsreichen Flachwasser.

5.1.2.4. Öffentlichkeitsarbeit

Die Möglichkeit, die Bevölkerung mit den Problemen des Naturschutzes zu konfrontieren, wird in dem Gebiet bislang - wenn man von dem Ausstellungsraum absieht - nur unbefriedigend genutzt, keinesfalls jedoch ausgeschöpft.

Der BUND NATUR- UND UMWELTSCHUTZ hat daher erste Initiativen ergriffen, um zu einer systematischen Aufklärung zu gelangen. Die Palette der vorgesehenen Maßnahmen reicht vom Aufbau von Beobachtungsanlagen (Abb. 27), aus denen die Vögel auf kurze Entfernungen beobachtet werden können, über das Angebot von Führungen bis zur ebenfalls bereits erfolgten Publikation eines kleinen Buches (Jorek, 1977), das den Besucher nicht nur ausschließlich über das Reservat und seine Probleme aufklären soll, sondern auch allgemein anhand zahlreicher Fotos auf die Spezialisierung der verschiedenen im Reservat vorkommenden Vogelarten verweist. Für die Leitung von Exkursionen stehen erfahrene Feldornithologen jederzeit zur Verfügung.

5.1.3. Umfang und Lage der landwirtschaftlichen Nutzflächen

Stufe I
Wie bereits unter 7.1.2. ausgeführt, handelt es sich in erster Linie um hofnahe Bereiche, die starken Störungen unterliegen sowie um nur schwer bewässerbare Flächen. Da sie funktionell nicht zum Reservat gehören, wurden sie in dem Biotopentwicklungsplan nicht eingezeichnet.

Stufe II
Feuchtwiesengebiete, in denen lediglich im Frühjahr ein Anstau erfolgt, sollten schwerpunktmäßig in die Bereiche des Reservates gelegt werden, die unter Schwierigkeiten, d. h. insbesondere aufwendigen Unterhaltungsmaßnahmen an den Zuleitungssystemen, mit Wasser beschickt werden können. Dies betrifft die heute auch bereits vorhandenen Feuchtwiesengebiete im Norden sowie im Westen.

Stufe III
Für die Lage dieser Grünlandflächen mit einem Flachwasseranteil von ca. 50 0/0 kommen in erster Linie höher gelegene Bereiche in Betracht, die bei der Zusammenfassung mehrerer Parzellen zu größeren Bewässerungseinheiten nicht oder kaum überstaut werden. Dementsprechend werden hier keine definitiven Ortsangaben gemacht, da sie sich durch genauere Höhenmessungen ergeben sowie automatisch bei großflächigem Anstau. Weiterhin können dafür Deponien von Erdmaterial, das beim Ausbau der Ableiter anfällt, Verwendung finden (siehe 5.1.4.).

5.1.4. Tiefere Gewässer

Die Anlage eines großflächig tiefen Gewässers ist im Südteil des Reservates westlich des Hauptzuleiters möglich. Der Vorfluter wird wie angegeben ausgebaut, wobei zusätzlich Material für den Bau eines ca. 80 bis 100 cm hohen Dammes gewonnen wird. Die Bewässerung kann von dem hochgelegenen Zuleiter aus erfolgen, der selbst als Damm dient und daher entsprechend zu verstärken ist.

Mittel- und Tiefwasserbereiche entstehen großflächig jeweils an den Stellen, an denen die Vorfluter ausgebaut worden sind. Darüber hinaus bilden sie sich aufgrund des starken natürlichen Gefälles in zwei am westlichen Rand des Gebietes liegenden Komplexen sowie an verschiedenen anderen Stellen aufgrund des Süd/Nord-Gefälles des Gebietes. An diesen Stellen sind die Dämme entsprechend zu erhöhen.

5.2. Vegetationskontrolle

5.2.1. Verlandungsvegetation

Die Kontrolle der sich explosionsartig ausbreitenden Vegetation stellt in den flachen Gewässern ein zentrales Problem dar. Die Bedingungen, unter denen eine Vegetationsausbreitung durch ökologische Steuerung (Änderung der Umweltbedingungen, hier insbesondere des Wasserstandes) wirksam begegnet werden kann, sind nicht in allen Fällen geklärt. Während einige Gewässer seit nunmehr über 7 Jahren praktisch unverändert von einem sehr schmalen Vegetationsgürtel umgeben sind, der kaum vorgerückt ist, erfolgte in anderen Bereichen eine flächendeckende Ausbreitung. Starke Schwankungen des Wasserstandes haben in der Vergangenheit sicherlich diese Entwicklung beschleunigt. Oft fielen Rieselfeldparzellen im Sommer trocken, woraufhin sich rasch einjährige Kräuter ansiedeln konnten. Während solche Pflanzengesellschaften durch längerfristiges Überstauen rasch wieder eliminiert werden können, ist die Steuerung bei den Arten, die stärker an Gewässer gebunden sind, in der Regel wesentlich schwieriger. Senecio tubicaulis (Moorkreuzkraut) gehört zu den typischen Erstbesiedlern trockenfallender Schlammflächen. Da die Art nach der Blüte rasch wieder mineralisiert wird, reicht ein Anstau während der Fruktifikation, um ein Keimen der Samen auf den Schlammflächen zu verhindern. Eine vollständige Eliminierung von Senecio tubicaulis ist nicht wünschenswert, da die Art als Brutplatz für Rallen größere Bedeutung besitzt. Da ein starker Anstau im Mai/Juni u. a. den beginnenden Kiebitzzwischenzug stören würde, wird empfohlen, zu dem Zeitpunkt einige Parzellen entsprechend trockenfallen zu lassen (ohne dass sie völlig abtrocknen!). Auf diesen Flächen wird sich dann die nächste Senecio-Generation ansiedeln; gleichzeitig werden in ausreichendem Umfang Rastgebiete angeboten. Darüber hinaus wird vorgeschlagen, einige wenige etwa 1 bis 2 m2 große, über das Gewässer verteilte Schlamminseln anzulegen, die im folgenden Jahr als Rallenbrutplätze genutzt werden können. Durch dieses Verfahren, also ein räumlich wechselndes, jeweils zeitlich begrenztes Angebot an Schlammflächen, ggf. ergänzt durch manuelle Eliminierung von Spätblühern, wird jeder Senecio-Generation nur ein beschränkter Raum zur Fortpflanzung angeboten, so dass es nicht zur Einschränkung der für die Limikolen wichtigen Biotopelemente kommt.

Ähnlich gut regulieren lässt sich die Ausbreitung von Zweizahn (Bidens tripartita), der weitgehend zurückgedrängt werden sollte, da er höchstens als Futterpflanze z. B. für rastende Finkenvögel Bedeutung besitzt, nicht aber als Brutplatz, da er dafür zu spät austreibt. Die Art der Samenverbreitung bedingt eine langsame Ausbreitungsgeschwindigkeit der Art, die anscheinend etwas trockenere Standorte als Senecio tubicaulis bevorzugt.

Die Bekämpfung des Breitblättrigen Rohrkolbens (Typha latifolia), der weite Bereiche in Reinbeständen bedeckt, ist hingegen wesentlich schwieriger. Während die Rhizome von Typha latifolia nur relativ langsam vorzudringen scheinen, breitet sich die Art über die umfangreiche Samenproduktion stark aus (Abb. 28). Im Gegensatz zu Phragmites communis besitzen die Samen eine hohe Keimfähigkeit, wodurch auch große Flächen innerhalb kurzer Zeit von Typha latifolia besiedelt werden können.

Während nach Untersuchungen von Hejmj (1960) die Samen unter Laborbedingungen nur unter Wasser keimen, sprechen die Erfahrungen aus den Rieselfeldern eher dagegen. Besiedelt werden die meist etwas höher liegenden Randbereiche der Rieselfeldparzellen, die eher trockenfallen.

Ob ein Anstau allein jedoch zur Verhinderung der Verbreitung der Art ausreicht, muss nach den Erfahrungen mit der Typha-Bekämpfung aus slowakischen Reisfeldern bezweifelt werden. Eine wirksame Einschränkung der Ausbreitung ist nur durch die Verhinderung der Samenbildung möglich. Wasserstandsschwankungen allein können dieses Ziel nicht erreichen, da es auch in wassergesättigtem Boden zu einem Reifen der Kolben kommt. Die Entfernung dieser Fruchtstände muss von Hand erfolgen (Hejmj, 1960; Sukopp, mündl.). Die Eliminierung bereits vorhandener Bestände erfordert einen erheblichen Aufwand, da ein Abschieben der obersten Bodenschicht mit den Rhizomen (wie im Falle von Phragmites communis in Minsmere praktiziert (Axell, 1973)) wegen der unerwünschten Vergrößerung der Sickergeschwindigkeit des Wassers nicht in Betracht kommt. Es müssen daher technische Verfahren eingesetzt werden, die zu einer Erschöpfung der Rhizome führen. Dies ist z. B. durch die Bearbeitung der obersten Bodenschicht mit den im Landbau üblichen Bodenfräsen erreichbar, die die Rhizome zerhacken. Durch den Einsatz spezieller Feinfräsen kann dabei eine so weitgehende Zerkleinerung des Pflanzenmaterials erreicht werden, dass ein erneutes Austreiben nur in wenigen Fällen zu erwarten ist. Falls dies dennoch geschieht, müssen die oberirdischen Teile möglichst unter der Wasseroberfläche laufend so lange beschnitten werden, dass sie keine Möglichkeit bekommen, Luftsauerstoff durch ihr Aerenchym aufzunehmen. Durch diese laufende Beschädigung kommt es früher oder später zu einer letalen Schädigung. Falls eine natürliche Erschöpfung der Rhizome angestrebt wird, ist es erforderlich, die Pflanze in relativ kurzen Abständen dicht über dem Boden abzumähen, um ihr die Möglichkeit einer ausreichenden Assimilation zu nehmen. Dieses Verfahren dürfte jedoch sehr personalintensiv sein, da im Laufe des Mai nach eigenen Untersuchungen mit einer Wachstumsgeschwindigkeit von etwa 2 cm pro Tag zu rechnen ist. Das Mähen zu einem späteren Zeitpunkt ist wegen der Gefährdung von Brutvögeln nicht sinnvoll. Der Einsatz chemischer Bekämpfungsmittel kommt aus ökologischen und politischen Gründen nicht in Betracht. Eine weitere Möglichkeit ergibt sich durch den Einsatz von Feuer (Riess, 1975, 1976), wodurch eine Reduktion der Dichte erreicht werden kann. Bislang wurden solche Maßnahmen in Nordrhein-Westfalen abgelehnt. Ähnliche Bekämpfungsmaßnahmen bieten sich für Phalaris an, wobei bei größeren Beständen auch eine Nutzung als Feuchtwiese in Betracht gezogen werden kann.

Die Ausbreitung von Phragmites bedarf zur Zeit noch keiner Steuerung, da größere Bestände erwünscht sind. Bekämpfungsmaßnahmen wie in Minsmere (Axell,1973) durch chemische Pflanzenschutzmittel (Dalapon) wären jedoch ebenfalls abzulehnen, da Phragmites wirksam durch einen Beschnitt unter der Wasserlinie und Offenlegung des Aerenchyms bekämpft werden kann.

5.2.2. Feuchtwiesen

Wie unter 3.7. ausgeführt, stellen Feuchtwiesengebiete mit einem hohen Flachwasseranteil für die überwiegende Zahl der bislang in den Rieselfeldern rastenden Limikolen einen optimalen Lebensraum dar. Darüber hinaus werfen Feuchtwiesen geringere Pflegeprobleme auf, da in stärkerem Umfang Maschinen oder Tiere zur Vegetationsbeseitigung eingesetzt werden können. Um zu möglichst kostengünstigen Pflegemaßnahmen zu kommen, wird vorgeschlagen, die Feuchtwiesen so anzulegen, dass zumindest teilweise eine landwirtschaftliche Nutzung erfolgen kann, für die sich folgende Einschränkungen ergeben:

Stufe I
Einschränkungen, soweit sie sich durch umliegende, ökologisch genutzte Flächen ergeben (periphere Vernässung etc.). Diese Flächen liegen in hofnahen Bereichen bzw. an Stellen, an denen eine Bewässerung im Vergleich zum zu erwartenden ökologischen Effekt zu hohe Kosten aufwerfen würde. Durch die Freistellung solcher Flächen für praktisch uneingeschränkte landwirtschaftliche Nutzung wird die effektive Reservatfläche im Bereich der Rieselfelder zwar verringert, doch dürften die daraus resultierenden ökologischen Verluste wegen der ungünstigen Lagen minimal sein, so dass empfohlen wird, die dadurch freiwerdenden Gelder in anderen Reservaten zu investieren.

Stufe II
Die Nutzung von feuchtem Grünland ist verbindlich vorzuschreiben. Die teilweise Überstauung der Flächen erfolgt nur im Frühjahr. Die Nutzung kann daher in vielen Fällen praktisch im bisherigen Umfang erfolgen, bedarf jedoch der zeitlichen Abstimmung mit dem Rieselfeld-Träger. Nutzungseinschränkungen ergeben sich im Vergleich zu trockenem Grünland primär in qualitativer Sicht (höherer Anteil an Sauergräsern). Durch den hohen Feuchtigkeitsgehalt ist der Boden zudem relativ kühler (Temperaturdifferenz zu gleichen, aber trockenen Böden ca. 50 C), was sich in einem später einsetzendem Graswachstum auswirkt (Klapp, 1954).

Nutzungseinschränkungen, die sich aus einer Rücksichtnahme auf brütende Limikolen ergeben, sind wegen der entsprechenden Zeitverschiebung der Mahd in der Regel nicht zu erwarten. Es ist jedoch davon auszugehen, dass diese in ungünstigen Fällen nicht vor Mitte Juni beginnen kann. Die Beweidung sollte wegen des im Frühjahr hohen Wasserstandes, aber auch wegen der dort brütenden Limikolen erst nach der Mahd erfolgen. Stufe III

Feuchtwiesengebiete mit einem dauernden Flachwasseranteil von ca. 50%. Eine finanziell interessante Nutzungsmöglichkeit dürfte für Vollerwerbsbetriebe nicht möglich sein, doch ist zu erwarten, dass eine Mahd, ggf. auch Beweidung, für Neben- und Zuerwerbslandwirte weiterhin attraktiv ist. Es wird daher, um die erforderlichen Pflegemaßnahmen nicht seitens des Naturschutzes durchführen zu müssen, empfohlen, eine landwirtschaftliche Nutzung auf diesen Flächen kostenlos zuzulassen (erster Schnitt nach Vereinbarung und Nachweide bzw. zweiter Schnitt). Es ist dabei darauf zu achten, dass geeignete Limikolenbrutplätze bestehen bleiben (Bülten). Falls eine Beweidung erfolgt, sollte der Träger des Reservates die Haftung für eventuell auftretende Erkrankungen beim Vieh (z. B. Lungenwürmer, Leberegel etc.) den Nutznießern der Beweidung gegenüber ablehnen. Es sind Bewirtschaftungsformen zu bevorzugen, die menschliche Anwesenheit nur in möglichst geringem Umfang erforderlich machen. Die Schaffung der Feuchtwiesengebiete erfolgt durch Ansaat spezieller auf hohe Grundwasserstände angepasste Arten, die möglichst auch einen mehrmonatigen Überstau gut ertragen können. Vorher ist eine entsprechende Profilierung des Geländes vorzunehmen, so dass höher und tiefer gelegene Bereiche entstehen.

5.3. Wasserwirtschaftliche Maßnahmen

Die Bewässerung der relativ hoch liegenden Rieselfelder kann nicht über ein natürliches Gewässer erfolgen. Das Wasser muss daher aus dem Ableitungsgraben der neuen Kläranlage über eine Höhe von ca. 3 m in den Hauptzuleitungskanal gepumpt werden, wodurch wegen der Wassermengen von mindestens 20 000 m3/Tag erhebliche Stromkosten anfallen, die in einer Größenordnung von DM 35.000/Jahr liegen dürften (Stadt Münster, 1974).

Nach einer überschlagsmäßigen Berechnung aus dem Jahre 1975 lief 75% dieses Wassers durch die Vorfluter wieder ab. Dieser Anteil hat sich nach Beschickung mit geklärtem Wasser erwartungsgemäß weiter erhöht, da die den Boden bislang verdichtenden organischen Bestandteile aus dem Abwasser inzwischen teilweise abgebaut worden sind, wodurch sich die Wasserdurchlässigkeit des Boden erhöht hat.

Um diesen erheblichen Kostenfaktor zu verringern, sind daher mit hoher Priorität Maßnahmen erforderlich, die das rasche Versickern des Wassers verhindern. Optimal wäre ein Anstau aller das Gebiet durchziehenden Vorfluter. Dies erscheint in vollem Umfang jedoch zur Zeit aus politischen Gründen nicht möglich, da der größte Vorfluter (Ems-Ableiter) noch vor wenigen Jahren für ca. 1 000 000,- DM ausgebaut worden ist und durch einen Anstau zerstört würde. Durch diesen Vorfluter wird der größte Teil des geklärten Wassers aus der Kläranlage abgeleitet. Eine längerfristige Naturschutzplanung hätte sich hier sicherlich auch finanziell sehr positiv ausgewirkt. Um die Entwässerung der an diesen Vorfluter angeschlossenen Flächen zu verhindern, ist es erforderlich, die Drainage mehrere Meter vom Vorfluter aus aufzugraben und mit Lehm oder dergleichen zu verstopfen. Ein Verschluss lediglich der Rohröffnungen würde nach Angaben der Wasserwirtschaftler dazu führen, dass sich das Wasser einen anderen Weg suchen würde. Andere Vorfluter, die außer der Gebietsentwässerung keine weitere Funktion besitzen, sollten jedoch angestaut werden. Um Wasserverluste zu verhindern, wird empfohlen, die Gräben mit Plastikfolien auszukleiden. Darüber hinaus sind bauliche Anlagen vorzusehen, die ein rasches Ablassen des Wassers ermöglichen, falls dies aus irgendwelchen Gründen erforderlich ist (z. B. Botulismus).

Die Bewässerung erfolgt über den Hauptzuleitungskanal, der sich teilweise in einem sehr schlechten Zustand befindet, da die dünnen Betonplatten durch Pflanzen und Frost immer weiter aus ihren wenig haltbaren Verankerungen gedrückt werden. Von diesem Zuleiter aus wird das Wasser über Schieber in die Nebenzuleiter gelenkt, die in der Regel aus Betonhalbschalen bestehen, oft aber nur unbefestigte Gräben darstellen, die rasch zuwachsen. Um dies zu verlangsamen, ist ein möglichst vollständiger Ersatz durch Betonhalbschalen anzustreben. Insbesondere die Zusammenlegung mehrerer, bislang einzeln mit Wasser beschickter Rieselfeld-Parzellen zu größeren Bewässerungseinheiten erscheint sinnvoll, um die Personal- und Wartungskosten zu reduzieren. Längerfristig ist eine automatische Steuerung der Bewässerung vorzusehen, um bei geringstmöglichem Personaleinsatz einen möglichst konstanten Wasserstand zu garantieren. Es ist jedoch zu befürchten, dass dafür noch erhebliche Baumaßnahmen am Hauptzuleiter erforderlich sein werden. Eine vollständige Verrohrung würde eine solche Automatisierung sicherlich vereinfachen, bringt aber auch andererseits erhebliche Investitionskosten.

5.4. Tiefere Gewässer

Neben den Flachwasserbereichen, die eine Tiefe von 5 cm großflächig nicht überschreiten, sollen mittlere Wasserstände (im folgenden kurz als Mittelwasser bezeichnet) eingestellt werden, die im allgemeinen eine Tiefe bis zu 30 cm aufweisen. Es handelt sich dabei in erster Linie um Biotope für verschiedene Entenarten, Zwergtaucher etc. Sie ergeben sich zum größten Teil aus dem natürlichen Gefälle des Geländes bei der Zusammenfassung mehrerer Parzellen zu größeren Bewässerungseinheiten. Eine entsprechende Tiefe ist ebenfalls im Bereich angestauter Vorfluter zu erwarten. Um die Wasserverluste zu minimieren, sollten, wie unter 5.3. ausgeführt, Plastikfolien in den Boden eingebracht werden. Die Erdarbeiten, bei denen die nach Anstau ohnehin abrutschende Kante abgenommen werden soll, können kostengünstig von einer Raupe mit schräggestelltem Schild durchgeführt werden. Falls finanziell möglich, sollte Erdmaterial abgefahren und auf einer nahegelegenen Parzelle deponiert werden, wo sich dann die Anlage von Feuchtwiesen anbietet. Ein vollständiger Abtransport ist wegen der Restitutionspflicht nicht sinnvoll.

Auf einer größeren Fläche sollte darüber hinaus ein Gewässer angelegt werden, das eine Wassertiefe von 30 cm, möglichst 50 cm, großflächig überschreitet (im folgenden kurz als Tiefwasser bezeichnet). Eine entsprechende Möglichkeit bietet sich praktisch nur an den Stellen, die durch den hoch liegenden Hauptzuleitungskanal höher überstaut werden können. Wegen der latenten Seuchengefahr sind Maßnahmen vorzusehen, die ein rasches Ablassen der Gewässer ermöglichen. Dies erscheint auch zum Abfischen und zur Regeneration der Fischbestände erforderlich.

5.5. Verhinderung von Seuchen etc.

Wie unter 3.4.8. bereits ausgeführt, bringt die hohe Produktivität in den Flachwasserbecken und die starke Konzentration von Vögeln auch Nachteile mit sich, die keinesfalls übersehen werden dürfen und die bei der Planung des Reservates Zwangspunkte setzen, deren Relevanz zur Zeit noch nicht in allen Details übersehen werden kann. Es wird daher für erforderlich gehalten, einen Veterinärmediziner mit der endgültigen Klärung des Problems zu befassen.

Von entscheidender Bedeutung können Botulismusausbrüche sein, die in den letzten Jahren insbesondere in den Niederlanden und Belgien verstärkt aufgetreten sind. Es handelt sich dabei um die Massenvermehrung von Clostridium botulinum, einem Bakterium, das auf in Zersetzung befindlichem organischem Substrat lebt und bei zu großer Dichte derart große Toxinmengen produziert, das es auch bei Wasservögeln zu letalen Vergiftungserscheinungen kommt. Als Minimaltemperatur für die Produktion größerer Toxinmengen wird 200 C angegeben (Haagsma, 1976), eine Temperatur, die im Sommer in den Rieselfeldern regelmäßig erheblich überschritten wird. Gefährdet sind dabei weniger die extrem seichten Gewässer, in denen durch Wind, Regen, normale Diffusion sowie die tägliche Vollzirkulation reichlich Sauerstoff eingetragen wird, sondern vielmehr die tieferen Bereiche, in denen eher ein Sauerstoffdefizit entstehen kann, das die Voraussetzung für die nur anaerob ablaufende Clostridienreproduktion darstellt. Der bisher einzige Botulismusfall in den Riesefeldern im Jahre 1971 fand unter entsprechenden Voraussetzungen statt. Betroffen war in erster Linie ein ca. 4 ha großes Gewässer, das nicht direkt an einen Vorfluter anschloss und nur sehr selten mit Abwässern beschickt werden konnte. Das Sediment bestand entsprechend nur zu einem sehr geringen Teil aus Faulschlamm und enthielt überwiegend pflanzliches und tierisches Material. Eine Tiefe von 20 bis 30 cm wurde größtenteils überschritten. Obwohl dieses Gewässer somit kein typisches Rieselfeld darstellte und eher den Bedingungen entsprach, die auch in Zukunft zu erwarten sind, starben dort innerhalb weniger Tage mehrere Dutzend Vögel an Botulismus-Vergiftungen. Die Hauptwindrichtung war zudem durch einen ca. 1,5 m hohen Damm versperrt, so dass die Zirkulation durch den Einfluss des Windes in jedem Fall schlechter als auf anderen Parzellen gewesen sein dürfte.

Eine Verhinderung von Botulismusausbrüchen dürfte auf den anderen Flächen durch die laufende Verdünnung des Wassers aufgrund der Versickerung und kontinuierlichen Neubeschickung mit Abwasser erfolgt sein, so dass keine letalen Konzentrationen erreicht wurden. Der rasche Abfluss eines großen Teiles des Wassers muss jedoch in Zukunft aus Kostengründen eingeschränkt werden. Mit der Ausschaltung der Drainage wächst daher die Wahrscheinlichkeit, dass es zu höheren Toxinkonzentrationen kommt, stark an. Eine Reduktion der Produktivität ist nicht möglich, da das von der Kläranlage gelieferte Wasser wegen der nicht vorhandenen dritten (chemischen) Reinigungsstufe stark mit Phosphaten und Nitraten belastet ist, die die Produktion von pflanzlicher und darauf aufbauender tierischer Biomasse weiterhin hoch halten werden. Eine Gefahr besteht in erster Linie für die angestrebten Mittel- und Tiefwasserbereiche und dort insbesondere in der Randvegetation, in der sich größere Mengen organischen Materials ansammeln. Eine Bewässerung sollte daher möglichst so erfolgen, dass diese Vegetationsbestände ausgespült werden. Weiterhin wird empfohlen, Vorrichtungen für einen raschen Abfluss des Wassers einzubauen. In Flachwasserbecken sind größere Tiefen, in denen sich organisches Material sammelt, zu verfüllen.

Es sei besonders darauf hingewiesen, dass die ökologisch tolerable Toxinmenge nicht an den Wasservögeln als Indikatoren gemessen werden darf, sondern bereits auf dem Niveau des Zooplanktons entscheidend eingreift, da bereits geringe Toxinmengen von Scenedesmus und Navicula die Filterbewegungen von Daphnien hemmen (Ryther in Clarke, 1954).

6. Zusammenfassung

Nach der Fertigstellung einer neuen Großkläranlage werden die ehemaligen Rieselfelder der Stadt Münster für eine weitere Klärung städtischer Abwässer nicht mehr länger benötigt. Nach langen Verhandlungen hat das Land Nordrhein-Westfalen die Weiterbetreibung der Rieselfelder als Wasservogelreservat übernommen.

Der Biotopentwicklungsplan stellt eine Diskussionsgrundlage für die künftige Entwicklung und Nutzung des Reservates dar.

In einem ersten allgemeinen Teil wird ein Überblick über die Planungshierarchie gegeben, in der der Biotopentwicklungsplan einen Objektplan darstellt, der sich vorwiegend an überregionalen Erfordernissen orientiert. Die Planung für die Rieselfelder der Stadt Münster beginnt mit einer Analyse des Ist-Zustandes, der anhand von Literaturangaben und eigenen Untersuchungen beschrieben wird. Besonderes Schwergewicht wird auf die konkurrierenden Nutzungen sowie weitere Zwangspunkte für die künftige Funktion gelegt. Aus der Analyse ergibt sich, dass die Rieselfelder weitgehend die Funktion der inzwischen zerstörten natürlichen Feuchtgebiete übernommen haben.

Darauf aufbauend werden in einem zweiten Planungsabschnitt die Managementziele definiert. Dabei ergibt sich, dass mittelfristig eine Verlagerung eines Teiles des Limikolenbestandes in andere Reservate sinnvoll ist, die ökologisch und politisch stabiler sind. Ausführlich werden die Monotopansprüche der Limikolen dargestellt, um Entscheidungshilfen für vergleichbare Planungen zu geben.

Abschließend werden Vorschläge für die Durchführung der notwendigen Maßnahmen unterbreitet. Dies betrifft sowohl die großräumige Verteilung der Biotopelemente, die Integration der Bevölkerung, die Kontrolle der Vegetation als auch die latente Seuchengefahr.

Summary

Habitat Management Concepts worked out at the Sewage-Farm Project at Münster.

Since the beginning of this century, the City of Münster in Nordrhein-Westfalen, has been running a sewage-farm, about 6 km north of the center. In the first decades the temporary impoundment changed With common agricultural use of the area which covered about 5 qkm. With the enormous increase of sewage water in the sixties it became necessary, however, to impound most of the area permanently. By this, the ecological conditions changed completely. Whereas in former years the development of aquatic animals usually was interrupted at an early Stage by draining, huge concentrations of invertebrates and their larvae can be found now. The maximum quantities are as much as 12,000 cironomus larvae/qm, 32,000 larvae of ceratopogonidae/qm, and 184,000 Daphnia spec./qm.

As most of the ponds are extremely shallow (less then 10 cm), these animals can be used as food by waders and dabbling ducks, which have achieved high numbers. So as much as 4,000 snipes and 1,500 ruffs have been observed at some days. The average frequency is given on page 64.

In 1970 it became clear, however, that the old sewage-farm would become useless due to the construction of a modern purification plant. First the city of Münster, being the owner of the estate, intended to found a new industrial area in this district. After a long struggle, however, the decision was made to lease about 2 qkm of the estate to the government of Nordrhein-Westfalen enabling her to run the old sewage-farm as a nature conservancy area for the next 20 years. By this decision it became necessary to work out a management plan for the reserve, which is presented for discussion in this paper. In the first part general principles of management plans are pointed out. It is thought to be important that contributions of other faculties (botany, geology, hydrology, veterinary medicine etc.) are incorporated into such a plan. Ornithologists alone may misjugde priorities and overlook the ecological and technical risks of the reserve:

In the highly productive shallow pools botulism and other deseases can be expected in hot summers when water temperatures will raise to about 340 C. One outbreak of botulism took place in 1971 under conditions very similar to those which can be expected after flooding the impoundment with the cleared water from the purification plant. Besides this, the new reserve at Münster may easily be affected by insufficiencies of technical equipment.

The reserve needs at least 20,000 cbm water/day which has to be pumped onto the reserve whose level is about 3 m higher than the efflux of the purification plant, from where the water is taken. Technical and ecological susceptibilities have undoubtedly to be taken into account, and a dispersion of the high concentrations in the sewage-farms should therefore be aimed at. Because of this it is important that the management plan forms part of a supra-regional conservation concept. In this special case, the reserve belongs to a network of nearly a dozen of similar reserves which will be founded in the next years within a range of about 50 km.

As these new reserves are extensively used as wet pasture and will be partly at least during the migration periods, they will attract different wader species as well. To evaluate the future importance of the new reserves it is important to know which waders will make use of the reserves and what habitats they need.

Regular counts showed that about 61 p. c. of all waders, observed at Münster during a period of 10 years, were snipes, 26.8 p. c. were ruffs, 3.4 p. c. were wood sandpipers and 2.3 p. c. were green sandpipers. Other waders of certain importance were greeshanks (1.1 p. c.), common sandpipers (1.1 p. c.), and spotted redshanks (0.7 p. c.). All other wader species were of less importance.

The analysis of the according habitats reveals, that about 95 p. c. of all waders roosting at Münster will find good or even better conditions in the new wet pasture areas.

So it might be of greater advantage to make the reserve at Münster more suitable for ducks, when the other new wader-reserves will have been established.

Besides this ecological questions the case study discusses the possibilities to integrade visitors in the reserve and the techniques to control the expanding vegetation.

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